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Renaissance: Jubiläumsausstellung auf der Schallaburg

Raum 50 Jahre Ausstellungen © David Prieschl

In die Geschichte eintauchen.

Wie viele andere Besucher lockt die Schallaburg, im Speziellen die neue Ausstellung, auch dein PODKASTL in ihre geschichtsträchtigen Gemäuer. Im Jubiläumsjahr wird erstmals ein Schwerpunkt wiederholt, denn auch die erste Schau vor 50 Jahren hatte „Renaissance“ zum Thema. Evelyne Prieschl hat die Ausstellung besucht.

Die Parkplätze waren gut gefüllt, als wir beim Schloss ankamen. Nicht nur wir hatten die Idee, am heutigen Feiertag die neue Ausstellung zu besuchen und uns kulturell weiterzubilden. Gleich beim Eingangsschalter erinnern zahlreiche Schilder – um genau zu sein 50 an der Zahl – an die letzten Panoptiken der Schallaburg. Einige davon kommen mir bekannt vor, denn ich habe auch diese besucht, andere fanden vor meiner Zeit statt, klingen aber nicht weniger interessant. 

© David Prieschl
© David Prieschl

Die Schilder beim Eingang erinnern an die vergangenen 49 Ausstellungen im Schloss.


Der Weg führt über das Eingangstor vorbei am Spielplatz im Burggraben in den Terrakotten-Hof mit seinen fantastischen Fabelwesen, frechen Fratzen und göttlichen Gestalten aus Terrakotta. Bei diesem Anblick lässt sich der damalige Stil erahnen und es fühlt sich irgendwie alles sogleich „geschichtlich“ an. Über die historischen Treppen hinauf gelangen wir an unser Ziel und tauchen ein in die Zeit der Renaissance: 15. bis 16. Jahrhundert. 

Luther, Loosdorf, Losenstein

Der erste Raum gibt einen Überblick und dient als Einstieg in die Welt der Renaissance. Ausgestellt sind Gemälde, Skulpturen und Artefakte aus dieser Zeit. Der Einzelne wurde damals als Individuum angesehen, er wollte sich selbst sehen und gesehen werden und durch Kleidung, Schmuck und edle Materialien sein Erscheinungsbild beeinflussen. Diese Werte und Ideale dieser Zeit sind auch für uns heute noch relevant. 

© David Prieschl

Beim Anblick des Arkardenhofs lässt sich der damalige Stil erahnen, die Atmosphäre fühlt sich geschichtsträchtig an.


Berühmte Persönlichkeiten wie Martin Luther, Kaiser Ferdinand I. bis Albrecht Dürer finden ihren Platz in Porträts. Luther fungierte als Vorbild von Familie und Ehe, die als kleinste Einheit des Zusammenlebens galt. Gleichzeitig diente die Ehe als herrschaftspolitisches Instrument, wie bei den Habsburgern mit ihrer geschickten Heiratspolitik. 

»Der Einzelne als Individuum – ein Ideal, das heute noch gilt.«

Im dritten Raum stehen die Renaissance-zeitlichen Herrscher Christoph II. und sein Sohn Hans Wilhelm von Losenstein mit ihren Familien im Fokus. Leider sind nur wenig bildhafte Spuren der Losensteiner vorhanden. Sie erweiterten die Burg zum Renaissanceschloss und erkannten die Wichtigkeit eines beeindruckenden Herrschaftssitzes für Adelige. 

2024 – Jahr der Renaissance: 

Ein Thema – drei Standorte – drei Ausstellungen:

Neben der Schallaburg bieten zwei weitere Orte jeweils eine Ausstellung zur Renaissance mit unterschiedlichen Schwerpunkten.

Kunsthistorisches Museum Wien: 

„Holbein. Burgkmair. Dürer. Renaissance im Norden“,
noch bis 30. Juni 2024, www.khm.at

Schloss Ambras Innsbruck:

„SCHAUEN ERLAUBT? Vielfalt Mensch“,
20. Juni bis 6. Oktober 2024, www.schlossambras-innsbruck.at

Auch die Förderung von Kunst und Wissenschaft erlebte in der Renaissance ihren Höhepunkt. Martin Luther rief zur allgemeinen Lesefähigkeit auf, während die Adeligen Schulen aufbauten. Hans Wilhelm von Losenstein gründete die Hohe Schule von Loosdorf, wo Geschichte als eigenes Schulfach eingeführt wurde. Auch Kinder aus armen Familien – allerdings nur die männlichen – hatten die Möglichkeit, diese Schule zu besuchen. Kunst, Fremdsprachen und individuelle Fähigkeiten sollten dort gefördert werden. Die Hohe Schule in Loosdorf wurde später aufgrund der katholischen Gegenreformation aufgelöst.

Interesse an antiker Vergangenheit

Der Ausbau der Schallaburg zum Renaissanceschloss war ein bedeutendes Projekt unter Christoph II. von Losenstein. Die Erweiterungen unter seinem Sohn Hans Wilhelm in den 1570er Jahren umfassten auch den Arkadenhof, der mit zahlreichen terrakottafarbenen Figuren ausgestattet wurde, die dem Losensteiner als Selbstdarstellung dienten. Die Skulpturen bezogen sich großteils auf die antike Sagenwelt und vermittelten Anweisungen für ein gutes Leben. 60 Prozent des Arkadenhofs sind heute noch Originalbestand, der Rest sind Ergänzungen und Kopien. Heute erstrahlt er in rot-weiß, früher war die Fassade färbig. 

»Bildung und Wissen wurde in der Renaissance gefördert.«

Christoph II. hinterließ eine wirtschaftlich aufrechte Herrschaft, während Hans Wilhelm durch seine Bauprojekte hohe Schulden aufbaute. Nach dessen Tod fiel die Schallaburg an Georg den Älteren von Stubenberg, das Ende der über 150-jährigen Herrschaft der Losensteiner war damit besiegelt. 

Raum 10 beschäftigt sich mit den Medien und der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg. Seitdem verbreiteten sich Informationen schnell – besonders das Flugblatt wurde zu Propagandazwecken genutzt. Weiter führt unser Weg zur Schlosskapelle, diese wurde zu Zeiten der Renaissance umgestaltet. Zentrales Element ist das Grabmal von Hans Wilhelm, welches sich erst seit 50 Jahren hier befindet. 

(Foto: Buchdruck © David Prieschl)

Buchdruck © David Prieschl

Bildungsreisen brachten Ideen und Souvenirs

Die Renaissance war auch geprägt von weiten Bildungsreisen. Diplomatie war eng damit verbunden, die Reisen führten in ferne Länder und zu fremden Kulturen. Der nächste Raum ist der Bildung und Wissenschaft, der Magie und dem Geheimwissen gewidmet. Neben den studierten Ärzten spielten auch Kräuterweiber und ihre Erfahrungswerte in der Medizin eine wichtige Rolle. Im Verlauf des 16. Jahrhunderts fand eine zunehmende Anerkennung von Chemie und Medizin als seriöse Wissenschaft statt. 

»Schach genoss höchste Wertschätzung, während Würfel- und Kartenspiele kirchlicher Kritik ausgesetzt waren.«

In der Renaissance wurde die Natur zum Ort der Forschung, Belehrung und künstlerischen Gestaltung. Gartenanlagen dienten als Repräsentations- und Erholungsräume. Es sollte ein Gleichgewicht zwischen Natur und Architektur hergestellt werden. Die damals errichtete Gartenanlage der Schallaburg wurde nicht erhalten, die heutige legte man erst in den 1970er Jahren an. Spiele und Sport gewannen in dem Zeitalter auch an Bedeutung und wurden zwiespältig bewertet. Manche wurden gefördert und als erzieherisch angesehen, während andere verboten wurden. Schach genoss die höchste Wertschätzung, während Würfel- und Kartenspiele kirchlicher Kritik ausgesetzt waren. 

© David Prieschl

Der Plankensteiner Ofen stand bis zur großen Renovierung der Schallaburg 1968 bis 1974 im zentralen Gewölberaum im Wohntrakt.


© David Prieschl

Möglicherweise gehörte dieser Spieltisch zur Ausstattung der Schallaburg, ehe er in das Stift Melk und schließlich in die Franzenburg kam.


© David Prieschl
© David Prieschl

In der Schlosskapelle befindet sich das Grabmal von Hans Wilhelm von Losenstein, aber erst seit 50 Jahren.

Im Raum 2 „Spiegel der Zeit“ wird die bildreiche Welt der Renaissance erkundet. 


50 Jahre Schallaburg als Ausstellungsort

Ein zusätzlicher Raum widmet sich den 50 Ausstellungen des letzten halben Jahrhunderts. Dabei ist das gesamte Zimmer mit den Plakaten der Expositionen tapeziert und es liegen auch Bücher und Informationsmaterial zu den verschiedensten Themen auf. Seit 1974 beschäftigt sich die Schallaburg mit der Sozial-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte unserer Zeit. 

Heute sind 60 Prozent des Arkadenhofs noch Originalbestand, der Rest sind Ergänzungen und Kopien.
Und der historische Garten ist wunderschön angelegt –
mit vielen Blumen, Sträuchern, Bäumen, Wegen und Sitzgelegenheiten.


Nach dem Besuch des Schlosses haben wir unseren Tag im historischen Garten ausklingen lassen. Zahlreiche bunte Sessel säumen die Wege, große und alte Bäume, bunte Blumen und grüne Sträucher, viele Wege durch den Garten und ein angelegter Gemüsegarten mit Beschriftungen machen den Schlossgarten zu etwas Besonderem und laden zum Verweilen am Gelände ein. 

Nachgefragt…

…bei Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner:

„Die Schallaburg – heute Ort kultureller Präsentation – wurde vor 50 Jahren vor dem Verfall gerettet. Was ist Ihr Resumee zu diesem historischen Jubiläum?“

„Als eines der angesehensten und erfolgreichsten Ausstellungszentren Österreichs ist die Schallaburg ein wesentlicher Eckpfeiler im Kulturland Niederösterreich. Mit ihrer einzigartigen Kombination aus historischem Ambiente, erstklassigen Ausstellungen und einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm ist die Schallaburg ein Ort, an dem Kunst, Kultur, Geschichte und Gegenwart eine einzigartige Symbiose eingehen und zu einem unverzichtbaren Elixier und Top-Ausflugsziel für Familien werden. Zum 50-jährigen Jubiläum feiern wir nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Zukunft dieses außergewöhnlichen Kulturdenkmals!“

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Schallaburg Logo © Schallaburg Kulturbetriebsges.m.b.H

Ausstellung
„RENAISSANCE einst, jetzt & hier“

noch bis 3. November 2024 auf der Schallaburg

täglich 9–17 Uhr,
Sa./So./Ft. bis 18 Uhr

Mehr Infos: 

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