Spiel mit dem Feuer.
Der Name der siebenköpfigen Gruppe leitet sich ab aus dem altgriechischen „daidállein“ (kunstvoll arbeiten). Die Mostviertler sind auf Mittelalterfesten, Festivals oder Hochzeiten zu finden. Dein PODKASTL erfuhr von zwei Mitgliedern – Nina und Andi – mehr über ihr spannendes Hobby.
Foto © Petra Ortner
Wann habt ihr das Feuer für euch entdeckt?
Andi: Ich habe mit ungefähr 14 Jahren in meiner Schule einen älteren Mitschüler gesehen, der so einen Stab zum Anzünden hatte. Einen Feuerstab. Ich dachte damals: „Was kannst du Cooleres mit einem Stab machen, als ihn anzuzünden?!“ Ein paar Jahre später kaufte ich in Wien mit meinem Taschengeld einen eigenen Stab. Den hab ich dann überall, auf jeder Feier, voller Freude hergezeigt. Ein Bekannter hat dann mal zwei andere Feuerkünstler und mich zu einem Fest auf der Burgruine Reinsberg eingeladen. Wir konnten zwar nicht viel, aber es war eine Riesenfreude für uns. Und es hat gepasst. Im Anschluss gründeten wir eine Gruppe und so ist das ins Rollen gekommen. Sogar Leute aus der Kindergartenzeit meldeten sich und meinten: „Ich kann auch Feuerspucken!“ So wurden wir innerhalb kurzer Zeit eine große Gruppe, und jeder kannte jemanden, der irgendwo ein kleines Fest veranstaltet hat, wo wir unsere Feuerkünste vorzeigen konnten. Mit 17 habe ich dann begonnen, so richtig mit Feuer herumzuspielen. Später erfuhr ich, dass man das in Österreich erst ab 18 darf.
Nina: Ich hab’ am Mittelalterfest in Purgstall zum ersten Mal eine Feuershow mit Andi gesehen, und war total geflasht von dem Ganzen. Ab da war ich dabei, habe immer beim Aufbauen geholfen oder Videos und Fotos von den Shows gemacht. Jonglage hab’ ich mir nie zugetraut. Als sich aber 2013 meine Mutter den Fuß gebrochen hatte und über den Sommer einen Liegegips tragen musste, brauchte sie ständige Betreuung. Mir war da so langweilig, dass ich viel zu üben begann. – Und bald schon war ich mit dabei. Es gab auch ein Daidalos Sommercamp.
Welche Sicherheitsvorkehrungen gibt es?
Andi: Brandblasen kommen immer wieder mal vor. Ich vergleiche das gerne mit dem Imker, der hin und wieder einen Bienenstich abbekommt. Diese Gefahr ist da, es kommt immer wieder mal vor, aber es tut nicht mehr so weh wie am Anfang. Wenn wir mit Geräten herumjonglieren, ist die Gefahr größer, dass wir uns mit den Eisenstangen ein blaues Auge hauen, als dass wir uns verbrennen. Die Stellen, die man sich am ehesten verbrennen könnte, schützen wir mit breiten Lederbändern.
»Was kannst du Cooleres mit einem Stab machen, als ihn anzuzünden?!«
Nina: Man lernt dazu. Ich habe am Anfang mit meinem Feuer-Hoola-Hoop nie bedacht, dass man sich vielleicht ein wenig mit Armstulpen schützen könnte, darum habe ich jetzt an beiden Unterarmen Stellen, die ich mir böse verbrannt habe. Seitdem gibt es Armschützer.
Andi: Wichtig ist die Kleidung. Eher etwas aus Baumwolle tragen und nichts, was leicht entflammbar ist. Man soll auch kein Haarspray verwenden.
Die Haare! Können die nicht auch schnell Feuer fangen?
Andi: Richtig. Die werden vor der Show nass gemacht, auch im Winter. Nicht das Feuer selbst ist das große Problem, wenn man es zum Beispiel über den Kopf hält. Aber es kann ein Ölrückstand in den Haaren bleiben und das kann zu brennen beginnen. Was weniger schnell passiert, wenn du nasse Haare hast.
»Die Stellen, die man sich am ehesten verbrennen könnte, schützen wir mit breiten Lederbändern.«
Nina: Man muss halt schon sagen, dass Feuer immer gefährlich ist. Eine hauptberufliche Feuerspielerin ist vor drei Jahren wegen einem Unfall gestorben. Bei ihrem Auftritt mit einem brennenden Kostüm aus Leder kam sie bei ihrer letzten Show irgendwie nicht mehr rechtzeitig aus diesem Kostüm raus und erlitt tödliche Verbrennungen.
Andi: Bei den feuerspuckenden Kollegen besteht nicht die Gefahr, sich selbst mit einem Stock eine überzuziehen, sondern das Ganze einzuatmen. Sie müssen auf Gegenwind aufpassen, weil sie das Feuer direkt vor dem Gesicht haben.
Nina: Was noch ein Problem sein kann: unsere Feuerspucker haben alle Bärte. Wenn da Feuer hinkommt, kann das auch kritisch werden.
Andi: Man sabbert dabei zwangsläufig ein wenig herum. Darum war bei einer unserer ersten Shows das T-Shirt eines Feuerspuckers irgendwann mit der Spuckflüssigkeit voll und als er seine Fackel zu nahe an seine Brust zog, stand das T-Shirt und sein ganzes Gesicht in Flammen. Er war dann ein paar Tage im Krankenhaus, schaut aber wieder genauso aus wie vorher. Da ist Gott sei Dank nichts Gröberes passiert. Bei der Planung achten wir auch darauf, dass es kein trockenes Gras gibt und wir immer genug Abstand zu den Gästen haben. Denn es können Funken wegfliegen, es können Ölspritzer passieren, es kann jemandem ein Stab oder ähnliches aus der Hand fallen und ein paar Meter weiter runterkommen.
Kommt eine LED-Lichtshow auch so gut an wie das Feuer?
Andi: Die Feuershow kommt schon besser an und ist die beste Option. Da kann ich mit Pyrotechnik arbeiten, mit Funkenpois, welche völlig unterschiedliche Effekte ergeben oder Feuerspucken. Ich kann zum Beispiel bei einer Hochzeit ein brennendes Herz machen, durch das das Brautpaar schauen oder sich küssen kann. Ich habe mit Feuer einfach wesentlich mehr und bessere Effekte. Mit LED hab’ ich bunte Lichter, die aber nicht zischen oder so. Eine Flamme faucht, ein LED Licht nicht.
Nina: Feuer ist das, was die Leute am meisten beeindruckt.
Zum Feuerspucken kann man Flüssigkeit oder Pulver verwenden, richtig?
Andi: Genau. Es ist ein hochgereinigtes Lampenöl, das du spuckst. Mittlerweile haben wir nur noch einen Kollegen, der das regelmäßig macht. Das kommt schon etwas aus der Mode. Das Pulver – Lycopodium – wird mit kleinen Röhrchen in die Fackel geblasen. Das ist dann halt nur ein Schuss, aber viel sicherer. Da kann so gut wie nichts passieren. Da werden auch Gäste manchmal eingebunden.
Welche Stäbe, Keulen und Ringe habt ihr im Programm?
Andi: Wenn ich eine Show aufbaue, beginne ich mit drei Keulen zum Jonglieren. Dann verwende ich einen Langstab – ein eineinhalb Meter langer Stock, der auf jedem Ende eine zirka 20 Zentimeter Flamme hat. Damit hast du mehr Wurfmuster als mit zwei kurzen Stöcken. Dann haben wir Pois und Snakes, die man mit Fingerschlaufen trägt und die an einer Kette befestigt sind.
Nina: Die schwingst du und machst damit Muster in der Luft.
Andi: Ein Rope Dart ist eine drei Meter lange Schnur mit einer brennenden Kugel am Ende. Sowas kennt man vielleicht von Jackie Chan Filmen, wo er mit Hufeisen und dergleichen herumwirbelt.
»Mit 17 habe ich begonnen,
so richtig mit Feuer herumzuspielen. Später erfuhr ich, dass man das erst ab 18 darf.«
Nina: Ich habe dann noch einen Hula Hoop Reifen mit kleinen Dochten, die darauf fixiert sind. Außerdem habe ich brennende Fächer, die aussehen wie große Finger. Mit denen kann man ganz wunderschöne Figuren machen. Ich habe auch Geräte selbst gebaut: brennende Dreiecke, ich nenne sie Devil Wings. Die Dreiecke kann man zusammenknüllen und wenn man sie spielt, klappen sie von selbst auf. Unsere Kollegen haben sich auch Sachen gebastelt. Zum Beispiel einen brennenden Würfel. Dann haben wir noch einen Fakir und zwei Kollegen, die brennende Stöcke über den Körper rollen. Diese Kontakt-Jonglage nennt man Dragon Stuff und schaut auch wirklich cool aus.
Für welche der Showeinlagen muss am meisten trainiert werden?
Nina: Was oft sehr leicht aussieht, aber wirklich schwer ist, ist das Keulen Jonglieren. Das muss man üben bis zum Umfallen. Besonders wenn es dunkel ist, ist es schwer, eine brennende Keule zu jonglieren. Bei anderen Geräten, wie dem Poi, hast du die Bewegung schneller intus.
Andi: Das Undankbare bei einer Keule ist, dass man sie ständig werfen und fangen muss. Den Stab kann ich auch mal für einige Sekunden in der Hand halten, was sogar einen tollen Effekt ergibt. Ich mache vermehrt auch Akrobatik. So kann ich ein Rad ohne Hände machen, weil ich in den Händen ja meine Stäbe halte. Oder ich gehe auf den Händen und habe den Langstab in den Kniekehlen eingeklemmt. Das sind Sachen, die andere weniger machen. Meine Signature Moves.