Frauenberatung Mostviertel.
Die Anlaufstelle für Frauen, Mädchen und Familien in schwierigen Lebenssituationen berät bei persönlichen, sozialen, rechtlichen, wirtschaftlichen, beruflichen und gesundheitlichen Fragen und bietet Vorträge, Gruppenkurse sowie Workshops an.
Die Frauenberatung Mostviertel organisiert sich als Verein mit geschäftsführendem Team und finanziert sich durch das BKA, das Land NÖ, sowie Umlandgemeinden und Mitgliedsbeiträge. „Die Beratungsstelle wurde 1989 – damals unter dem Namen Frauentreffpunkt Mostviertel – in Amstetten eröffnet“, erzählt Karin Kienberger, psychosoziale Beraterin und Mitarbeiterin an der Außenstelle in Scheibbs. Mittlerweile übernimmt der Verein auch die Familienberatung am Bezirksgericht Amstetten.
Das Team der Frauenberatung Mostviertel besteht aus sechs angestellten Mitarbeiterinnen und weiteren sechs selbständigen Mitarbeiterinnen, zwei freien Mitarbeiterinnen und einer geringfügig Angestellten.
Die Angebote in Amstetten und Scheibbs sind vielfältig. Das große Thema Beratung wird in mehrere Bereiche gegliedert. Frauen- und Mädchenberatung zielt auf persönliche oder familiäre Probleme ab. Dazu werden rechtliche Fragen geklärt und auf Schwierigkeiten in den Beziehungen mit den Eltern oder Kindern eingegangen.
„Zu uns kommen Frauen aller Altersgruppen und aus allen sozialen Schichten. Unser Angebot ist grundsätzlich kostenlos und vertraulich, nach Wunsch beraten wir auch anonym. Die Angelegenheiten sind sehr breit gefächert, wir beraten unter anderem zu Themen wie Beziehungs- und Familienkonflikte, Trennung, Scheidung, Obsorge, Kontaktrecht, alle Formen von Gewalt, Lebenskrisen, Überforderung, Ängste, Co-Abhängigkeit, Essstörungen, Generationskonflikte, Gesundheit, Mobbing, Eltern-Sein und Eltern-Werden, Armutsgefährdung und vieles mehr“, so Karin. Manche Hilfesuchenden kommen einmalig, um konkrete Informationen einzuholen, andere Frauen hingegen werden über einen längeren Zeitraum begleitet.
Herausforderungen sind vorhanden
Der Verein bietet auch Elternberatung für Frauen und für Elternpaare an, wenn sich Eltern von minderjährigen Kindern einvernehmlich scheiden lassen wollen. Sie müssen dem Gericht eine Bestätigung über diese Form der Beratung vorlegen. In der Sitzung geht es vor allem um das Kindeswohl und was Kinder von ihren Eltern in Scheidungssituationen brauchen. Auch Fragen zu Kindererziehung oder neuen Lebensformen sollen unparteiisch und systematisch geklärt werden.
„Jede dritte Klientin in der Einzelberatung ist von psychischer, körperlicher, sexualisierter und/oder ökonomischer Gewalt, Stalking oder Cybergewalt betroffen. Wir bieten über die Einzelberatung hinausgehend auch Prozessbegleitung für Opfer von Gewaltdelikten an“, so Kienberger. Zu den Aufgaben der psychosozialen Prozessbegleiterin gehören die Vorbereitung der Betroffenen auf die Anzeige und das darauf folgende Gerichtsverfahren sowie die Begleitung zu polizeilichen oder gerichtlichen Einvernahmen bzw. Verhandlungen. Prozessbegleitung will die prozessualen Rechte von Gewaltopfern sicherstellen, achtet auf größtmögliche Schonung im Strafverfahren und besteht aus kostenloser rechtlicher Beratung und Vertretung durch eine Anwältin.
Die Beratung in vielen Bereichen des Lebens
ist ein Angebot für hilfesuchende Frauen, Mädchen und Familien.
Ein weiterer großer Teil der Arbeit der Einrichtung sind Workshops für Jugendliche, teilweise an Schulen. Geschlechtssensible Workshops für Mädchen – „girl’s experiences“ – zu unterschiedlichen Themen wie Gewalt in Liebesbeziehungen oder Liebe, Partnerschaft und Sexualität werden angeboten. Wichtig ist ein wertschätzender und respektvoller Umgang mit und unter den Teilnehmerinnen. Alle Inhalte werden vertraulich behandelt. Zielgruppe sind Mädchen und junge Frauen zwischen 14 und 18 Jahren. Zusätzlich gibt es Gewalt- und Extremismuspräventionsworkshops „for girls and boys“.
Konfrontation mit kritischen Themen
„Mit Februar 2024 konnten wir unsere Anwesenheit, gefördert durch das Frauenministerium, in Scheibbs ausbauen. Die Schwierigkeit ist, mit unserem Angebot öffentlich sichtbar zu sein, damit wir die Frauen und Mädchen besser erreichen, die unser Angebot nutzen wollen. Eine weitere Herausforderung sehe ich darin, Bewusstsein zu schaffen, dass wir zu einem breiten Spektrum an Themen beraten und für sehr viele Anliegen offen sind“, meint Karin.
Um die Beratungsstelle einer großen Öffentlichkeit zugänglich zu machen, finden regelmäßig Veranstaltungen wie Seminare und Workshops zu frauen- und familienrelevanten Themen statt. Es gibt zum Beispiel alle 14 Tage das „Stöpserltreffen“ für Mütter und Väter mit ihren Kindern bis zum Alter von drei Jahren. Bei jedem Treffen gibt es eine Referentin zu einem bestimmten Thema.
Es gibt auch Selbsterfahrungsgruppen, Luna Yoga, Schreibwerkstätte und vieles mehr. Durch anonyme, unverbindliche Angebote werden Hemmschwellen abgebaut. Die Betreuung und Begleitung des Einzelnen liegt den Mitarbeiterinnen am Herzen. „Klientinnen sollen einen wertfreien Raum bekommen, in dem sie mit ihren Nöten und Anliegen ernst genommen und bestmöglich unterstützt werden“, betont Kienberger.