Klangraum im Herbst – Die Farben des Bösen
Diesmal ist Verbrechen in der Kunst angesagt.
Das Festival beginnt am 23.10. mit dem absolut Dunklen, so abgrundtief scheint es, dass Pessimisten ihm den Status der Farbe absprechen: Schwarz. Der Zustand der Trauer, der kosmische Abgrund, das Schwarze Loch, das alles in den Untergang reißt.
Am 2.11. dominiert eine andere Problemfarbe: Das Braun der Nazis, das den Grundton im nächsten Programmpunkt setzt.
Welche Farbe passt eigentlich zu Franz Kafka? Erst nach 15 von 46 beklemmenden Seiten seiner Erzählung „In der Strafkolonie“ wird man fündig: Da hält der Offizier dem Reisenden ein Blatt hin, so dicht mit Linien bedeckt, „dass man nur mit Mühe die weißen Zwischenräume erkannte“. Weiß. In einigen asiatischen Kulturen ist es die Farbe der Trauer. Am 6.11. erfährt man durch diesen lakonischen Text über einen Tötungsapparat, über Täter und Opfer und ihre Beobachter in einem gnadenlosen System.
Der mit nur 31 Jahren verstorbene Wiener Komponist Franz Schubert ließ in mehreren seiner Lieder das Grün besingen und steht auch für das abgründige Biedermeier. Mit den Umständen seines Todes wird sich der internationale Film- und Theaterstar Karl Markovics am 16.11. befassen.
Wo aber bleibt das Rot? Vielleicht hat es bei der Lesung von Florian Klenk am 20.11. eine Mordschance. Der Chefredakteur des „Falter“ liest aus seinem Buch „Über Leben und Tod“, das aus Gesprächen mit dem Gerichtsmediziner Christian Reiter entstanden ist. Möglicherweise spielt auch das Farblose von Knockout-Tropfen eine Rolle. Wer weiß, ob nicht sogar eine Schwarze Witwe auftaucht. Dunkle Tom Waits Songs auf „Wienerisch“ versüßen den Blick nach unten.
Alle Farben des Bösen werden für das Publikum in Waidhofen an der Ybbs dann wahrscheinlich beim Finale am 30.11. spielen: „Mord in der Oper!“ Was für ein weites Feld, welch breites Spektrum! Thomas Dänemark, Präsident der Freunde der Wiener Staatsoper, wird aus seinem reichen Erfahrungsschatz an Musiktheater auspacken.
Programm auf:
klangraumimherbst.at