Von Ylva Hintersteiner | Lesezeit ca. 5:45 Minuten
ELEKTRIFIZIERTE ERFAHRUNG. Seit mehr als 30 Jahren hat sich die Firma Schachner der E-Mobilität verschrieben. Als Vorreiter trug das heute in Seitenstetten ansässige Unternehmen maßgeblich zum heutigen Boom von E-Bikes bei. Mit Franz Schachner haben wir über die Vergangenheit und Zukunft der elektrischen Fahrzeuge gesprochen.
Heute aus jedem Sportgeschäft kaum mehr wegzudenken, waren E-Bikes in den 90er Jahren exotische Ausstellungsstücke auf diversen Radmessen. Das hielt die Gebrüder Schachner aber nicht davon ab, ihre Ideen von elektrisch betriebenen Fahrzeugen weiterzuverfolgen. Und es zahlte sich aus.
Die Firma hat aber nicht nur einen Fokus auf E-Bikes, es werden beispielsweise auch E-Scooter, Elektroroller im Stil einer Vespa, bis hin zu elektrisch betriebenen Street Bikes von Schachner Elektrofahrzeuge entwickelt und vermarktet. Gerade in der jetzigen Zeit mit Themen wie Energiekrise und Umweltschutz überlegen sich viele Menschen, wie sie ihren täglichen Weg etwa zur Arbeit oder zur Schule zurücklegen. Zudem erweckt der Frühling in vielen wieder den Wunsch, nach draußen zu gehen und sich an der frischen Luft zu bewegen, und das oft mit dem Fahrrad.
Gegen den Strom fahren
Angefangen hat die Geschichte der Firma Schachner durch eine Art Challenge. Früh schon begeisterte sich Franz Schachner für die Idee, ein strombetriebenes Fahrrad zu entwickeln. 1989 trat er dann bei der „Austro Solar“ an, einer Elektro-Rallye von Linz nach Wien. Der Großteil der Teilnehmer war mit selbst konstruierten elektrisch betriebenen Autos am Start und nur zwei mit einem elektrisch betriebenen Fahrrad. Und nur Franz Schachner schaffte es, die 150 Kilometer auf dem selbstgebauten Rad zu bewältigen.
»Einziger Kritikpunkt
beim ersten E-Bike-Prototyp war,
dass es keine Pedale hatte – für viele war es eher ein Moped.«
„Das hat schon einiges an Aufmerksamkeit erregt, wie ich mit dem Fahrrad unterwegs war“, erinnert sich Franz. 1990 stieg er bei der Firma seines Bruders ein, der einen Fahrrad- und Motorradhändler in Kematen/Ybbs übernommen hatte. Der Fokus wurde aber gleich aufs Nachrüsten von Fahrrädern mit Elektromotoren gelegt: „Vom alten Waffenrad bis zum neuen gekauften Rad haben wir alles umrüsten können.“
Zuerst noch mit einem Reibrollenantrieb, wurde kurz darauf schon an einem Mittelmotor gearbeitet. Auf den unterschiedlichsten Radmessen in Österreich und Deutschland stellte die Firma dann ihr Rad vor. Am Beginn waren die Fahrradhersteller dieser neuen Idee gegenüber noch skeptisch, doch nach und nach fand der Motor immer mehr Anklang. Um den Anforderungen von 20.000 Motorenbestellungen und mehr nachzukommen, ging die Firma 1993 nach China, um auch dort Motoren herzustellen.
»Früher wurde man belächelt,
wenn man ein E-Bike hatte,
heute ist es fast so, wenn man keines hat – so ändern sich die Zeiten.«
Es hat einige Jahre gedauert, bis das tatsächliche Potenzial der E-Bikes erkannt wurde – von Motoren- und Radherstellern gleichermaßen. Erst um die Jahrtausendwende ließen sich mehr und mehr davon begeistern.
Durch Krisen gestärkt
Gerade im Höhenflug, gab es 2004 einen Rückschlag, als ein Blitz das Firmengebäude in Seitenstetten in Brand setzte, welches erst vier Jahre zuvor gebaut wurde. Die Halle, in welcher die Motoren gebaut wurden, brannte vollständig aus. Aufgeben kam aber nicht in Frage. Ein Großteil der ausständigen Aufträge wurde nach China ausgelagert, um einen totalen Ausfall der Lieferungen zu vermeiden. Mit Jahresbeginn 2005 übernahm Franz Schachner die Firma dann von seinem Bruder, welcher sich aus dem Geschäft zurückzog. Die Entwicklung der Fahrzeuge ging unvermindert weiter.
Der richtige Aufschwung fand ab 2008 statt. Gerade inmitten der Wirtschaftskrise wurde die Firma Schachner von einem deutschen Reporter auf einer Radmesse angesprochen. Er wollte eine Kampagne starten, um E-Bikes noch weiter bekannt zu machen. Wie uns allen bekannt, mit Erfolg. In den frühen 2010er Jahren startete der Siegeszug der E-Bikes, weil immer mehr Hersteller auf das Konzept setzten.
»Am Anfang waren alle noch skeptisch, das hat sich aber mit der Zeit geändert.«
Die anfänglichen Zweifel erklärt sich Franz Schachner folgendermaßen: „Das Thema Strom und Batterien sahen viele als Gefahrenquelle und wollten damit nichts zu tun haben. Erst nach und nach wurde es eher als Chance gesehen. Da brauchte es einiges an Überzeugungsarbeit.“ Weiter erzählt er: „Heute kann man in jedes beliebige Sportgeschäft gehen und man sieht fast mehr E-Bikes als normale Räder. Vor 20 Jahren war das undenkbar.“
Volle Fahrt voraus
Die Geschichte der E-Mobilität ist noch nicht zu Ende geschrieben, davon ist auch Franz Schachner überzeugt. Gerade in der Entwicklung der Batterien, welche zurzeit aus Lithium und Eisenphosphat bestehen, wird weltweit von allen Seiten geforscht, um noch andere, umweltfreundlichere Materialien einsetzen zu können. Insbesondere die Verwendung von Salz und Glas in Batterien scheint sehr vielversprechend zu sein, da diese Batterien nicht brennen, schnell laden und im Vergleich zu anderen Materialien leicht zu recyceln sind.
Die Motoren werden immer kleiner und leichter, aber dennoch leistungsfähiger. Schwere, unhandliche E-Bikes sollen bald ganz der Vergangenheit angehören. Aber auch der Einbau von Geräten, die etwa den Puls messen, um das Rad noch besser als Fitness- und Gesundheitsgerät einzusetzen, stellt eine Möglichkeit dar.
Franz Schachner schilderte uns seine Erfahrung, wie sich das Verkehrsbild in China gewandelt hat. Die tausenden benzinbetriebenen Roller wurden durch E-Roller ersetzt, eine Vielzahl der Autos ist ebenfalls bereits elektrisch angetrieben, von den vielen Elektrofahrrädern ganz zu schweigen. Durch die rasante technische Weiterentwicklung kann sich der Unternehmer einen ähnlichen Trend bei uns in Europa auch vorstellen. Ob es in Zukunft einmal ein Schachner E-Auto zu kaufen gibt, ist noch offen. Fest steht aber für Franz Schachner, dass es in den nächsten Jahren spannend bleibt, wie sich die Technik weiterentwickelt und damit auch unseren Alltag beeinflussen wird. Das Mostviertler Unternehmen wird jedenfalls auch weiterhin seinen Teil zu dieser Entwicklung beitragen.
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