Raritätenbuchladen Purgstall. Ein regionales Juwel.

Von Maria Martina Lang | Lesezeit ca. 3:45 Minuten

IM ZENTRUM VON PURGSTALL, direkt an der Erlauf, liegt das altehrwürdige „Ledererhaus“. Tatsächlich wurde hier früher Leder erzeugt. Ein gleichnamiges Museum führt zurück in diese Zeiten. Hier gibt es aber auch ein ganz besonderes Geschäft, entstanden aus dem ehemaligen „Bücherdorf“.

 

Raritätenbuchladen Purgstall. Ein ehemaliges "Ledererhaus".
© Maria Martina Lang

Ich besuchte die Räumlichkeiten im Februar 2022 und konnte dabei drei der aktiven Funktionärinnen kennenlernen. An der Kassa wurde ich freundlich von Elfriede Stowasser begrüßt. Elisabeth Distelberger führte mich durch das Antiquariat. Beide sind seit vielen Jahren ehrenamtlich im Buchladen tätig und haben viel zu erzählen.

 

»Die rund 25.000 gebrauchten Bücher sind in gutem Zustand,

worauf großer Wert gelegt wird.«

 

Durch eine schwere Eisentüre betreten wir das einladende Reich der Bücher. Hohe Regale bis an die historische Holzdecke zieren mehrere Räume, zwischendrin gibt es verschiedene Sitzgelegenheiten zum Schmökern. Sogar eine alte Küche ist vorhanden, mit Holzofen und Stubentisch. Sehr idyllisch. Ich fühle mich in andere Zeiten zurückversetzt. Besonders begeistert hat mich der Spaziergang durch den zugehörigen Garten. Auch hier, an der frischen Luft, darf geschmökert und gelesen werden!

 

Elisabeth zeigt mir die verschiedenen Abteilungen: alles fein säuberlich geordnet nach Themen, Sachgebieten, Sprachen. Von Kinder- und Sachbüchern, über Romane und ausländische Literatur bis hin zu historischen Werken findet sich hier beinahe alles. Die rund 25.000 gebrauchten Bücher sind in gutem Zustand, worauf großer Wert gelegt wird. Am liebsten hätte ich mich gleich hingesetzt und zu lesen begonnen.

 

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Info

Raritätenbuchladen im Ledererhaus: Purgstall, Mariazeller Straße 4

Öffnungszeiten:
Dienstag/Mittwoch/Freitag: 9–12 Uhr und 15–18 Uhr, Donnerstag: 9–12 Uhr

07487 2711-39, buchladen@buecherdorf.at

buecherdorf.at

 

Vorbild in Großbritannien

Die Obfrau des Vereins „Bücherdorf“, Ingrid Fabris, hat mit ihrem Mann dieses besondere Projekt ins Leben gerufen: „Begonnen hat alles im Jahre 2000, als wir Richard Booth in Wales besuchten“, erzählt Ingrid. Der Literaturbegeisterte hatte 1961 in Hay-on-Wye begonnen, alte Bücher zu sammeln und zu verkaufen. Seinem Vorbild folgten viele andere und schließlich entstand in dem 900-Seelen-Ort ein Bücherdorf mit 63 Buchläden! Das Geschäft floriert und heute kommen jährlich tausende Touristen.

 

Begeistert von dieser Idee beschloss das Ehepaar Fabris, etwas Ähnliches in Purgstall zu initiieren, allerdings als gemeinnütziges Projekt. „Zuerst entstand das Künstlerdorf Purgstall, mit verschiedenen Angeboten wie etwa Malkursen. Zusätzlich wurden in drei kleinen Buchläden gebrauchte Bücher angeboten. Obwohl gut besucht, reichten die Einnahmen gerade mal aus, um die Miete zu bezahlen. Also überlegten wir gemeinsam mit dem Dorferneuerungsverein und der Gemeinde Purgstall, alles in einem Laden unterzubringen.“

 

Das Konzept „Bücherdorf“ ist nicht allzu komplex. Gebrauchte Bücher werden von rundherum gesammelt, geordnet, teilweise repariert und katalogisiert. Im Buchladen oder auch auf der Homepage können diese besichtigt und käuflich erworben werden. Elisabeth Distelberger erzählt: „In Zeiten wie diesen nützen die Leute gerne unsere Bestellmöglichkeiten, die Nachfrage ist groß. Wir versenden Bücher auch ins Ausland.“ Sieben ehrenamtliche Mitarbeiter sind derzeit im Buchladen beschäftigt – und können stolz sein auf ihr Engagement. Sie haben mitgeholfen, eine Leseoase zu schaffen, die ganz im Sinne der Nachhaltigkeit zu moderaten Preisen Wissen und Freude vermittelt und verhindert, dass Wertvolles auf dem Müll landet.

Dieser Beitrag erschien erstmals im momag