Von Lucia Bräu | Lesezeit ca. 8 Minuten
DAHOAM. In der Region einzukaufen bringt nicht nur den Unternehmen selbst, sondern auch allen Bewohnern der Gegend etwas. Gerade in den letzten Monaten hat sich gezeigt, wie wichtig es ist, auf die heimischen Betriebe zählen zu können.
In den letzten Jahren ist es immer leichter geworden, online – vor allem bei Großkonzernen – einzukaufen. Im Zuge dessen wird immer seltener darauf geachtet, woher Produkte kommen und wer sie verkauft. Dabei wäre es besonders jetzt wichtig, auf Regionalität zu achten.
Nicht nur die Umwelt würde davon profitieren, sondern auch wir als Konsumenten. Um dies zu illustrieren, haben wir uns auf die Suche nach Menschen gemacht, die es möglich machen, regional und gleichzeitig qualitativ hochwertig einzukaufen. Die erste Station liegt in Biberbach, bei Hermann Ritt.
Auf seinem eigenen Hof betreibt er den „Lebensmittelpunkt“. Einen Laden, in dem Lebensmittel von 19 Produzenten der Region zusammenkommen. Diese sind zusätzlich Biozertifiziert. Denn – wie es Hermann gut auf den Punkt bringt: man will, dass in der Region keine giftigen Mittel versprüht werden und Wert auf die Natur gelegt wird.
In seinem Laden finden sich Käse, Most, Tee und Getreide. Ein Lächeln der Hersteller erwartet uns dort ebenso, denn neben ihren Waren hängen Fotos, die zeigen, von wem die Produkte kommen. Für jeden gibt‘s eine eigene Kassa. Wer lieber alles auf einmal bezahlen will, kann das auch in der Sammelkasse in der Ecke tun, wo sogar Kartenzahlung möglich ist.
Nicht nur regional, sondern auch Bio
Geboren wurde die Idee für einen solchen Hofladen bereits 2016. Ein Jahr später wurde dann der erste Laden eröffnet – in St. Johann in Engstetten – wo dieses Angebot ebenfalls sehr gerne angenommen wird. Der Gedanke dahinter ist es, Kunden den Einkauf von regionalen Produkten zu erleichtern.
Wenn viele Bauern ihre Erzeugnisse in kleinen Hofläden oder Ständen neben der Straße verkaufen, ist es eher aufwändig, diese alle zu besuchen, um die gewünschten Produkte zu erhalten. Regionalläden stellen eine Möglichkeit dar, viele Produkte an einem Fleck anzubieten und so nicht nur das Einkaufen zu erleichtern, sondern auch unnötige Fahrten mit dem Auto zu sparen.
»Bio heißt nicht teuer,
sondern wertvoll.«
Die Inflation ist aber auch hier zu spüren. Hermann merkt deutlich, dass nicht mehr so viele Menschen in den Laden kommen, einfach weil es schwieriger wird, sich Bio-Produkte zu leisten. Trotzdem betont er die Wichtigkeit, regional einzukaufen. „Denn das stärkt nicht nur die einzelnen Bauern und Betriebe, sondern die gesamte Region.“ Wenn nämlich das meiste Geld an große Konzerne im Ausland bezahlt wird, gehen in der Umgebung immer mehr der kleinen Betriebe verloren. Gerade die Landwirtschaft ist aber ein wichtiger Bestandteil unserer Gegend. Durch sie bleibt das Mostviertel so schön grün und lebenswert. Wenn man diese unterstützt, hat man auch länger etwas davon und lebt nachhaltiger.
Wer den Weg auf sich nimmt und ein bisschen mehr investiert, zieht daraus also eigentlich nur Vorteile. Hermann Ritt selbst legt großen Wert darauf, wo er einkauft. Neben den Lebensmitteln, die er selbstverständlich von den Produzenten seines Hofladens in Anspruch nimmt, kauft er zum Beispiel seine Kleidung in Secondhand-Shops.
ZUSAMMEN ARBEITET MAN BESSER ALS ALLEIN
Dass Regionalität nicht nur im Bereich der Lebensmittel wichtig ist, zeigt auch der Verein „I kauf in Hausmening“.
Hier haben sich vier Eigentümer von lokalen Betrieben zusammengetan, damit ihre Geschäfte der Gemeinde erhalten bleiben: Alessandro Bruckner mit seinem ADEG Lebensmittelhandel, Josef Bruckner mit seinem Expert Elektrogeschäft, Hans Michael Weichselbaumer vom KFZ Meisterbetrieb Motorworkshop und Malermeister Siegfried Kreuziger. Die Gründer haben vor, noch viele weitere Betriebe aufzunehmen.
Vor allem geht es ihnen darum, den Zusammenhalt im Ort zu steigern und auch sicherzustellen, dass es in Zukunft weiterhin genügend Arbeitsplätze in der Gegend für die kommenden Generationen gibt.
»Es ist wichtig miteinander zu arbeiten,
und nicht gegeneinander.«
Durch den Verein soll den Menschen deutlich werden, was es eigentlich so alles im Ort gibt. So kann mehr Bewusstsein dafür entstehen, dass ein Großteil der Dinge, die im Moment im Internet bestellt werden, auch ganz leicht in lokalen Geschäften erworben werden können. Das dauert vielleicht manchmal ein paar Tage länger, aber die Geduld zahlt sich in jedem Fall aus. So bleibt nämlich die Wertschöpfung im Ort, was für die Erhaltung der kleinen Betriebe wesentlich ist. Diese kleinen Betriebe sind es vor allem auch oft, die den Charme einer Gemeinde ausmachen und die dafür sorgen, dass Arbeitsplätze erhalten bleiben. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen oft Lieferengpässe zu spüren sind, weisen die Vereinsmitglieder auf die Wichtigkeit der regionalen Betriebe hin. Gerade wenn Lieferungen von weiter weg schwieriger werden, ist es gut, wenn man sich auf die Produktionen in der Region verlassen kann.
Wer regional investiert, bekommt mehr
Wenn regionale Betriebe zusammenhalten, anstatt im ständigen Wettbewerb miteinander zu stehen, lässt sich so einiges auf die Beine stellen. Die beteiligten Personen können sich so immer wieder gegenseitig unter die Arme greifen und gemeinsame Projekte starten. Schon die kleinsten Dinge können einen großen Unterschied machen: „Es ist das wertschätzende miteinander Arbeiten, das viel bewirken kann“, weiß Alessandro Bruckner, in dessen Geschäft man diesen Spirit auch beim Einkaufen jedes Mal deutlich spürt.
Das erste Fest des Hausmeninger Vereins im Sommer wurde mit großem Enthusiasmus angenommen. Auch für die kommenden Wochen und Monate sind bereits Veranstaltungen geplant. So schaffen die regionalen Betriebe eine Atmosphäre des Zusammenhalts, die den Ort stärkt. Durch die Aktionen des Vereins treffen sich die Menschen und die Kommunikation im Ort bleibt erhalten. Doch vor allem liegt es natürlich an den Einkaufenden, schlussendlich müssen die Menschen für die Angebote offen sein, damit sie auch wirklich Wirkung zeigen. Es reicht aber schon, an den Festen und Veranstaltungen teilzunehmen, um etwas Unterstützung zu zeigen.
Über den Handel hinaus werden in der Region auch hochwertige Dienstleistungen vielerlei Form geboten. So haben wir auch mit Christoph Haider gesprochen.
Das Amstettner Unternehmen Haider Energies hat sich auf PV-Anlagen spezialisiert. Während hier die Photovoltaik-Anlage an sich samt ihrer Einzelteile aus aller Welt kommt, bringt es den noch viele Vorteile, sie regional einzukaufen. Schließlich geht es um die eigenen vier Wände, und wen man da auf sein Dach lässt. Auch die räumliche Nähe ist hier von Bedeutung. Denn wenn derjenige, der die Anlage installiert hat, auch verfügbar ist, kann man sich darauf verlassen, dass bei Problemen Fachleute zur Stelle sind.
Nahe, bekannt und griffbereit
Eine PV-Anlage zu installieren, zahlt sich nämlich für jeden mit Eigenheim aus. Gerade in einer Zeit, wo es rund um die Energiezufuhr so viel Unsicherheit gibt, bringt sie Sicherheit. Die Anfragen sind daher auch explodiert in den letzten Wochen und Monaten.
Auch für die Landwirtschaft sind PV-Anlagen eine rentable Investition, da diese eine ständige Stromversorgung gewährleisten und fast komplette Autonomie ermöglichen. Von Seiten der Politik wünscht sich Christoph jedenfalls einfachere Förderungen. Diese werden nämlich immer wieder hoch angepriesen, jedoch ist der Prozess so kompliziert, dass es schon fast wieder uninteressant wird. Hinzu kommt, dass es doch immer wieder zu Rohstoffknappheiten kommt.
»Eine PV-Anlage lohnt sich
für jeden mit einem Eigenheim.«
Trotzdem lohnt es sich, zu investieren. Es wird der Wert der Immobilie gesteigert und die Betriebskosten – die gerade jetzt vielen Sorgen bereiten – werden minimiert. Regionalität in der Anschaffung bewusst zu leben, bedeutet übrigens auch, dass sich der Ansprechpartner mit dem jeweiligen Stromnetz auskennt. Egal, mit wem wir gesprochen haben – es fällt vor allem eines auf: regional einkaufen bringt allen was! Nicht nur bei Lebensmitteln, sondern auch in vielen anderen Bereichen des Handels ist es von Vorteil, gedanklich „in der Heimat zu bleiben“, anstatt das Geld in riesige Betriebe im Ausland zu investieren.
Die Landwirtschaft macht unsere Gegend schön und die regionalen Betriebe sorgen für genügend Arbeitsplätze. Wenn man die Personen hinter den Kulissen dann noch dazu kennt, wird das Einkaufen noch angenehmer, der Zusammenhalt spürbar, und die Region darf trotz Krise weiter blühen. Gemmas an.
Dieser Beitrag erschien erstmals im momag
INFO: |
|
Biberbach, Hermann Ritt Tel.: 0699 81 32 72 98 hermann@lebensmittelpunkt.jetzt
|
INFO: |
|
Amstetten, Kruppstraße, Christoph Haider Tel.: 07472 22 913
|
gesponsert