Gemeinschaftliches Wohnprojekt mit Zukunftspotenzial in Waidhofen an der Ybbs

Von Silvia Wagner | Lesezeit ca. 11 Minuten

EIN LEBEN IN RESONANZ.

Leistbares, ressourcenschonendes und schönes Wohnen in der Natur, dennoch fußnah ins Stadtzentrum, fernab jeglicher Immobilienspekulationen. Eine Gruppe von Menschen möchte diesen Traum umsetzen und sucht noch Menschen mit Herz zur Mitgestaltung.

 

Ein sanfter Windhauch streicht durch die saftig grünen Blätter des alten Kastanienbaums und lässt sie leise flüstern, als würde er die Geschichte der Menschen um ihn herum erzählen. Seine riesigen ausladenden Äste breiten sich wie schützende Flügel über einen großen Gartentisch. Es ist ein später Nachmittag im August.

 

Blick auf Waidhofen an der Ybbs
© Silvia Wagner

 

Die Sonne färbt die Landschaft in sanftes Orange und in der Wildhecke, die den Garten von der Straße trennt, zwitschert, zirpt und summt es um die Wette. Drei Vorschulkinder sind in ihr Spiel mit selbstgebauten kleinen Tieren aus Tannenzapfen, Kastanien und Steinen vertieft, während ein Mädchen am Tisch neben ihrer Mutter die Hausaufgaben macht.

 

Der Tisch bietet Platz für eine bunte Gesellschaft unterschiedlichen Alters. Am südlichen Ende sitzt das Rentner-Ehepaar, das sich nach dem gemeinschaftlichen Essen daran erfreut, den Kindern beim Spielen zuzuschauen. Daneben widmen sie sich ihren Hobbys. Er schnitzt mit dem Werkzeug aus der Gemeinschaftswerkstatt kleine Figuren aus Holz und sie hat es sich mit ihrem Strickzeug gemütlich gemacht. Ein paar Stühle weiter schildert eine junge Frau einer anderen Bewohnerin die Erlebnisse ihrer Kinder in der Schule.

 

Etwas abseits genießt eine Schwangere in einer Hängematte über Kopfhörer die beruhigende Stimme eines Hörbuchsprechers, während ihr Mann und ein Jugendlicher auf Holzpflöcken im Steinkreis rund um die große Feuerschale sitzen und das Lodern der Flammen beobachten. Eine junge Frau löst die im Hochbeet selbst geernteten Erbsen aus der Schale und unterhält sich dabei mit ihrem Lebensgefährten über die Planung des Gemeinschafts-Essens am Wochenende.

 

»Ein offenes Leben miteinander
mit Herzensmenschen an einem
schönen Platz.«

 

Gemüsebeete, alte Obstbaumsorten, Kompost- und Totholzhaufen, Permakultur, blühende Rosen und Sträucher, Spielgeräte, Entspannungsoasen und eine große Blumenwiese in der Mitte des Gartens, in der die Bienen ein Begrüßungslied für alle Besucher summen. All das umsäumt ein modernes, gemütliches Gebäude aus Holz und Glas.

 

Im Gemüsegarten harkt ein junger Mann das Unkraut weg, während seine Frau mit dem Laptop im Coworking-Raum des Hauses arbeitet. Die große Gemeinschaftsküche dient gerade ein paar Jugendlichen als Experimentierraum für ein neues indisches Reisgericht und die anderen Bewohner und Bewohnerinnen haben sich in ihre privaten Wohneinheiten zurückgezogen.

Blick auf Waidhofen an der Ybbs
© Silvia Wagner

 

Im Gästezimmer hat sich die Freundin der schwangeren Mutter für die kommenden Wochen zur Unterstützung nach der Geburt eingerichtet. Sie freut sich schon auf die wöchentliche Zusammenkunft aller Bewohner am Abend rund um die Feuerschale, wo gemeinsam gesungen, musiziert und geplaudert wird.

 

Für die Menschen, die in dieser bunt gemischten Anlage leben, ist es egal, welchen Alters, Geschlechts, Ethnie oder Ähnlichem man angehört. Jeder ist willkommen, der die gemeinsame Vision und die Werte der Gemeinschaft teilt. Ziel ist es, nachhaltig und ressourcenschonend zusammenzuleben, mit gegenseitigem Vertrauen, Respekt und Wertschätzung und aktiver und offener Kommunikation. Alles gehört jedem und alle sind gleichberechtigt.


 

Vertraute Art des Wohnens

Das beschriebene Szenario hört sich für manche vielleicht unrealistisch oder gar befremdlich an. Denn das geläufige Bild vom Wohnen in unserer Gesellschaft ist ein anderes. Besonders im städtischen Bereich ist es geprägt von Siedlungen mit Einfamilien- und Reihenhäusern und Wohnblöcken.

 

Übliche Mehrparteien-Wohnprojekte richten ihr Angebot an Menschen, die in erster Linie ihre Wohneinheit nach Lage, Größe, Schnitt und Preis auswählen. Die Gärten sind mit einem mehr oder weniger hohen Zaun abgegrenzt. Zusammenkünfte mit anderen Mietern oder Eigentümern kommen nur selten oder sporadisch zustande.

 

»Für die Umsetzung des Projekts
ist es notwendig, dass sich Mitbegründer finden, die sich mit allen Eckpfeilern
unseres Projektes identifizieren können.«

 

Ein Blick auf die Entwicklungstrends zeigt allerdings, dass der Traum vom Einfamilienhaus oder der Eigentumswohnung für viele einer bleiben wird. Der Markt an Einfamilienhäusern ist seit 2019 massiv zurückgegangen. Die Nachfrage hat sich seit der Pandemie wegen Homeoffice und dem Bedürfnis nach Wohnen im Grünen nochmals verstärkt. Doch angesichts stark steigender Lebenshaltungskosten, einer ausufernden Inflation, steigender Zinsen und einer Verschärfung der Kriterien für Kredite ist die Zahl derer, die sich den Kauf eines Hauses auch leisten können, wiederum deutlich zurückgegangen.

 

Neben der Möglichkeit zur gelebten Individualität, die uns diese vertraute Art des Wohnens bietet, birgt sie auch Schattenseiten. Besonders in den letzten Jahren hat sich das Gefühl der Einsamkeit in Singlehaushalten verstärkt.

 

Idee der Resonanzräume entsteht

Seit den 1970er Jahren wurde das Ideal der bürgerlichen Kernfamilie aufgebrochen und die Wohnformen haben sich individualisiert. Die ökonomische Grundlage für diese Entwicklung bildete die immer schnellere Expansion und Steigerung des wirtschaftlichen Handels. Der Soziologe Hartmut Rosa spricht von einem Beschleunigungsprozess, der zur „Entfremdung der Gesellschaft“ führt. Mit der Gefahr einer ökologischen Krise, einer Krise der Demokratie und einer „Psychokrise“ (Burnout). Einen Ausweg aus dieser krisenhaften Entwicklung sieht Rosa nur in einem „Leben in Resonanz“.

 

„Wenn Körper und Seele oder Mensch und Umwelt miteinander in Einklang gebracht werden, entsteht ein Resonanzraum“, so Rosa.

 

Einen Trend am Immobiliensektor in diese Richtung findet man im Begriff der „Verdichtung“ bestehender Einfamilien- zu Mehrparteienhäusern: Wohnhäuser mit „Mikroapartments“, die jeweils über ein eigenes Bad und eine Kochnische verfügen. Wohnzimmer wandern in Gemeinschaftsbereiche, wo man sich eine große Küche und auch ein großes Esszimmer quasi teilt, und im gemeinsamen Garten kann man sich erholen. In gemeinschaftlichen Wohnformen können sich Erwachsene die Hausarbeit besser aufteilen, junge Familien bekommen Hilfe bei der Kinderbetreuung angeboten und betagte Menschen und Singles leben nicht mehr in Isolation.

 

Geplantes Projekt in Waidhofen

Genau diese Entwicklungen beschäftigten auch Melanie Hobiger und Alexander Eder. Was mit einer offenen Austauschplattform über gemeinsames Wohnen begann, wurde von einer kleinen Gruppe von Menschen kontinuierlich zu einem Konzept über ein Cohousing-Wohnprojekt weiterentwickelt.

 

Melanie und Alex
© Silvia Wagner

 

»Insgesamt leben abhängig von den realisierten Wohneinheiten zirka 20 bis 40 Menschen in dieser bunt gemischten Anlage.«

 

gesponsert

Cohousing Wohnprojekt in Waidhofen an der Ybbs

Errichtung eines nachhaltigen, ressourcenschonenden, gemeinschaftlichen Wohnprojektes mit maximal 20 Individual-Wohneinheiten im Raum Waidhofen an der Ybbs, wobei das Stadtzentrum mittels Fußweg erreicht werden kann. Für und mit Menschen mit gemeinsamen zwischenmenschlichen Werten wie Ehrlichkeit, Offenheit, gegenseitige Wertschätzung und Respekt und der Bereitschaft, sich im Alltag zu zeigen und zu öffnen.

Interessiert?

Deine Mitgestaltungs-Möglichkeiten sind im Moment sehr groß!

Info: 

📧 melanie.hobiger@gmx.at oder 

📧 alex-eder@gmx.net

🌐 www.gemeinsamwohnen.at – Gemeinschaftliches Wohnprojekt


Und sie sind damit nicht allein, denn es gibt solche Projekte schon in anderen Teilen Österreichs und in Deutschland. Ein Vorzeigeprojekt in ähnlicher Form ist das Projekt „GeWoZu – Gemeinschaftlich Wohnen die Zukunft“ im Waidhofner Ortsteil Zell.

 

Bei dem (noch) fiktiven Wohnprojekt der Gruppe um Melanie und Alex soll es sich im Idealfall um ein gemütliches Plus-Energiehaus im Grünen handeln, das sich sanft an die Formen und Linien der Natur anpasst und durch seine technische Gestaltung mehr Energie erzeugt als verbraucht. Das Gebäude soll in Waidhofen an der Ybbs errichtet werden und leistbaren, nachhaltigen, ressourcenschonenden und zentrumsnahen Lebensraum für Menschen unterschiedlicher Altersgruppen bieten, in dem nicht nur ein wertschätzender Umgang miteinander gepflegt wird, sondern wo man sich auch gegenseitig unterstützt und Beziehungen pflegt.

 

»Weg vom „Das gehört mir und
das gehört dir“ zu einem
„Das gehört uns allen gemeinsam“.«

 

Aus juristischer Sicht sollen die Eigentumsverhältnisse so organisiert werden, dass das Eigentum von einer juristischen Person (Verein oder GmbH) vertreten wird. Die Bewohner sind gleichberechtigte Vereinsmitglieder oder Gesellschafter, das Anwesen gehört allen gemeinsam. Diese Organisationsform beinhaltet auch, dass jedes Mitglied gleiche Rechte, aber auch gewisse Pflichten zu erfüllen hat. Neben der Teilnahme an regelmäßigen Redekreisen, die zum Austausch untereinander und der „Psychohygiene“ dienen sollen, sollen die bürokratischen und organisatorischen Agenden in Form von Arbeitskreisen geregelt werden.

Blick auf Waidhofen an der Ybbs
© Silvia Wagner

 

Die Finanzierung ist als Mischform geplant: aus Eigenmitteln, Bankkredit und Vermögenspool. Die Kosten sollen auf diese Weise für jeden Einzelnen leistbar sein. Das Nutzungsentgelt würde sich aus Bau- und Grundstückskosten, Zinsen, Tilgung, Energiekosten, Rücklagen, Betriebskosten und Solidaritätsbeitrag für gegenseitige Unterstützung in Notfällen zusammensetzen. Neben vielen gemeinschaftlichen Räumen für Austausch und Aktivitäten verfügt jedes Vereinsmitglied bzw. dessen Familie über eine eigene, ganz individuell für sich gestaltete Wohneinheit mit Küche und Bad im Ausmaß zwischen 35 und 100m², je nach persönlichem Bedarf.

 

Menschen mit Vision gesucht

Besonders wichtig ist es dem sympathischen Paar, gemeinsam leistbaren und schönen Wohnraum zu schaffen, ohne am Standard zurückschrauben zu müssen. Gemeinschaftliches Wohnen bedeutet für die beiden aber mehr, als sich einmal im Monat gemeinsam zu einem Essen zu treffen. Es bedeutet für sie, offene und durch freundschaftlichen Zusammenhalt geprägte generationsübergreifende Beziehungen, die zusätzlich zur Kernfamilie oder Partnerschaft bestehen. Die Grundlage dabei bietet eine Vision mit einer Philosophie über gemeinsame Grundwerte, die miteinander in Gleichklang gelebt werden können. Bei Problemen kontaktiert und unterstützt man sich gegenseitig und lebt ein offenes und ehrliches Miteinander.

 

 

Das gemeinsame Ziel der Bewohner ist es, sich durch anregende Begegnungen weiterzuentwickeln und in ihrer Persönlichkeit wachsen zu wollen. Für das Funktionieren dieser Art des Zusammenlebens gibt es gewisse organisatorische Regeln und festgelegte Tools im kommunikativen Miteinander, die zur Anwendung kommen. Melanie und Alex wünschen sich Menschen mit Herz, die genauso wie sie ein Leben in einer Art Großfamilie anstreben, in der sich das Beziehungskonstrukt Familie aber nicht auf Grundlage von biologischen Verwandtschaftsverhältnissen zusammensetzt, sondern auf einer freien Wählbarkeit der Mitglieder. Ein weiterer wichtiger Punkt stellt für das Paar die finanzielle Unabhängigkeit dar. Durch den in den Nutzungskosten inkludierten, von allen zu leistenden Solidaritätsbeitrag sollen kurz- und mittelfristige Finanz-Engpässe – zum Beispiel bei Arbeitslosigkeit eines Mitbewohners – ausgeglichen werden.


 

Das große gemeinsame Ziel von Melanie und Alex und ihren Mitstreitern ist es, Menschen mit der gleichen Vision zu finden, die ein bewusstes Leben im Einklang mit der Natur und mit sich selbst in einem konstruktiven Miteinander führen möchten. Mitgestalter und Visionäre mit Herz und Leidenschaft für die gemeinsame Sache sind nun gefragt, die dieses zukunftsträchtige Projekt mit ihren Ideen und Werten unterstützen.

 

Mit deinem FÖRDER-BEITRAG oder
deiner FÖRDER-MITGLIEDSCHAFT 
kannst du uns unterstützen!
Vielen Dank!

(HIER Infos über den Verein PODKASTL und unsere Anliegen)