Von "Artis" Franz Jansky-Winkel | Lesezeit ca. 2:15 Minuten
KÜRZLICH SCHWAFELTE EIN FUNKTIONÄR im Radio über einen drohenden Wohlstandsverlust. Dadurch wurde ich ganz elektrisiert: Ja, genau! Das ist es, was es zu verteidigen gilt! Das und nichts anderes. Koste es, was es wolle! Der Wohlstand wird auf den großen Altar gehievt, um gebührend angebetet zu werden. Je wohlgenährter er ist, desto wichtiger und notwendiger ist er. Die Weltsicht wäre in Trümmern, gäbe es den stets zu schützenden Wohlstand nicht mehr.
Ich denke da gleich an eines meiner Lieblingszitate, das von den Natives stammt: „Was immer ich tue, ich tu es für mich und die Welt!“ So eine Denke passt jedoch nicht mit dem Wohlstandverteidigen zusammen, denn da gibt es auch noch andere, auf die zu achten wäre. Und so viele andere gibt es da, so viele Bedürfnisse. Und – pfui – da gibt es auch noch welche, bei denen sich gar kein Wohlstand bemerkbar macht! Und die wahrscheinlich auf meinen Wohlstand schielen! Das geht natürlich gar nicht! Ich muss doch meinen Wohlstand schützen und ihn allenfalls verteidigen. Wie sollte ich ihn denn dann benennen, wenn andere daran knabbern und schmarotzen wollen. Was bin und wäre ich denn ohne Wohlstand?
Die christliche Nächstenliebe ist ja längst das verrostete Konzept eines realitätsfremden Hippies, der vor 2.000 Jahren lebte. Und dieser Typ hat noch weitere lebensferne Aussprüche aus seiner Blase heraus getan.
Die Beschreibung des Zustands der momentanen Welt, der von den „klebenden Spinnern“ kommt, betrifft mich nicht, denn ich bin gerade am Wohlstandhüten. Ich habe genug damit zu tun und bekanntermaßen belastet Besitz enorm. Ich kümmere mich darum und kann mich wirklich nicht um alles scheren. Mein Wohlstand ist mein Menschenrecht, genauso wie die Luft, die ich atme. Wie komme ich denn dazu, an andere zu denken, ist doch jeder seines eigenen Wohlstands Schmied. Durchkommen ist angesagt, irgendwie gut durchkommen. Da bleiben weder Zeit noch Gedanken an andere. Der Wohlstand will wohl immer gut und sicher stehen.