Jenseits des Verstandes

Von Sabine Fischer | Lesezeit ca. 2 Minuten

Vor Kurzem wurde ich gefragt: „Wie ist es, wenn man nicht mehr denkt?“ Ich erinnere mich dann, dass das, was für mich – nach einem jahrelangen inneren Prozess – zur neuen Normalität geworden ist, nicht selbstverständlich ist. Eckhart Tolle spricht davon, das wahre Sein zu berühren, der Zen-Meister Shunryū Suzuki nennt es den ursprünglichen Geist.

 

#Gedanken #Denken #Bewusstsein
© Petra Ortner

Es gibt viele Worte, die die Erfahrung umschreiben, die jenseits des Verstandes, hinter dem hin und her springenden „Affengeist“, wartet. Es ist im Grunde nichts Spektakuläres – es ist einfach unser natürlicher Bewusstheitszustand, der sich von selbst offenbart, wenn er nicht von einer Gedankenflut zugedeckt wird. Allerdings ist es in unserer Zeit wieder etwas Besonderes geworden, so still zu sein, dass man der eigenen wahren Natur wieder gewahr wird. Denn üblicherweise sind wir mit unseren Gedanken so vollständig identifiziert, dass wir glauben, wir SIND unsere Gedanken – und dass wir ohne unsere Gedanken nicht mehr sind.

 


Das Erwachen aus diesem Traum beginnt, wenn du bemerkst, dass hinter den Worten ein stiller Raum existiert und die Gedanken darin oder davor auftauchen und – wenn du es zulässt – wieder gehen. Dieser Schritt ermöglicht dir, Beobachter oder Zeuge des inneren Gedankenstroms zu werden und dich langsam davon zu distanzieren. Unser Verstand ist ein hervorragendes Werkzeug, wenn er richtig benutzt wird. Wenn er aber – wie üblich – außer Kontrolle gerät, dann schwingt sich das Werkzeug zum Herrscher auf und benutzt uns. Wir halten das ständige Denken dann für normal (manchmal vielleicht für etwas lästig) und lassen uns von ihm durchs Leben treiben.

»Üblicherweise sind wir mit unseren Gedanken so vollständig identifiziert,

dass wir glauben, wir SIND unsere Gedanken«

Der Abschied vom Kopfkino lohnt sich.

Abgesehen davon, dass das Leben an einem vorbeigeht, wenn man pausenlos im Oberstübchen beschäftigt ist, erfährt man durch die Verbundenheit mit dem „erfüllten Nichts“ im Inneren einen nie gekannten Frieden, Zufriedenheit und Freude. Ein Mensch, der auf diese Grundfeste baut, lebt sein Leben selbstbestimmt, frei und echt.