Freundschaftsanfrage

Von Gabi Schramel / Lesezeit ca. 2:20 Minuten

Im Internet Freundschaften zu finden ist einfach. Du klickst einen Button, und schon hast du einen Freund mehr. Im realen Leben schaut die Sache schon anders aus.

 

Internet-"Freundschaften" sind nur einen Klick entfernt.
© Petra Ortner

 

An einem sonnigen Samstagnachmittag, am Parkplatz eines beliebten Ausflugsziels in der Gegend, ist es passiert. Ich musste noch lächeln, weil meine Bitte ans Universum um einen freien Parkplatz erhört wurde. Ein Auto fährt gerade weg und ein freundlicher Motorradfahrer verschiebt seine Maschine etwas, um für mich Platz zu machen. Wir wechseln ein paar Höflichkeitsfloskeln, freuen uns über das schöne Wetter und gehen unserer Wege.

 

Wie schnell merkt man eigentlich, ob einem jemand sympathisch ist? Die Meinungen gehen diesbezüglich etwas auseinander. Von hundertstel Sekunden bis zu sieben Sekunden ist die Schwankungsbreite. Ich würde sagen, ich pendle mich bei fünf Sekunden ein. Man muss ja nichts übertreiben.

»Ich will was sagen,

aber Brett vorm Hirn und Knödel im Hals hindern mich daran.«

Meine Freunde sind in der Zwischenzeit eingetroffen und wir marschieren gemütlich zum Gipfelkreuz. Dort begegnen wir uns wieder und eine besondere Schwingung liegt in der Luft. Ich will was sagen, aber Brett vorm Hirn und Knödel im Hals hindern mich daran. Ich habe das Gefühl, meinem Gegenüber geht es ähnlich. Die Leute werden immer mehr, wir verabschieden uns mit einem freundlichen Lächeln und brechen wieder auf.

 

Auf dem Nachhauseweg geht mir diese Begegnung nicht aus dem Kopf. Ich frage mich, warum man Menschen so unterschiedlich wahrnimmt. Warum fällt es so schwer, einfach aufeinander zuzugehen? Ist es die Unsicherheit, die Ungewissheit, Angst vor der eigenen Courage?

 

Der Ausdruck „soziale Medien“ ist in Wirklichkeit irreführend, ich würde diese Medien „unsozial“ bezeichnen. Das soziale Leben findet in der Realität statt, die sozialen Medien gaukeln uns ein Leben vor, das es nicht gibt. Sonst hätte ich einfach einen Freundschaftsbutton gedrückt. Aber eines hat mir das reale Leben gezeigt: Meine Antennen funktionieren noch und darüber bin ich ausgesprochen glücklich.