Fremdgesteuert

Von Karl Dangl | Lesezeit ca. 2:10 Minuten

Neben den nicht wegzuleugnenden technischen Problemstellungen von verpflichtend gewordenen Fahrassistenten gibt es bei der Umsetzung von automatisierten Fahrfunktionen auch rechtliche Fragen zu klären. Nach wie vor sind Zulassungsbesitzer und Fahrzeuglenker für alle Schäden verantwortlich, die durch eine KFZ-Haftpflichtversicherung gedeckt sind.

 

Aber was passiert, wenn durch ein Sicherheitssystem, das eigentlich Schaden abwenden soll, Schaden entsteht, weil die hochgelobte Technik eine folgenschwere „Fehlentscheidung“ trifft? Um Schadensersatzansprüche und mögliche Regressforderungen nicht endlos in die Länge zu ziehen, empfinde ich es als dringend notwendig, dass nicht nur die Fahrmanöver des Lenkers bewertet, sondern auch alle Eingriffe von technischen Fahrhilfen elektronisch aufgezeichnet, gespeichert und ausgelesen werden können. Für den Lenker muss gewährleistet sein, dass er den Beweis für sein Nicht-Verschulden ebenso führen kann wie ein Fahrzeughersteller, der für die verbaute Technik (Hard- und Software) verantwortlich ist. Bei Aufzeichnung aller relevanten Informationen zum Unfallgeschehen sind nicht nur Datenschutz, sondern auch Datensicherheit und Transparenz sicherzustellen. Ein Spagat, der vermutlich nicht zu schaffen ist. Klar ist, dass nur ein Mensch vor Gericht verantwortlich gemacht werden kann.

 

Für viele Autofahrer ist es normal, dass sie über ein Display im Cockpit an ein fälliges Service erinnert, zu dringend notwendigen Reparaturen aufgefordert, und zum herstellereigenen Werkstattnetz gelotst werden. Dort können viele gespeicherte Daten ausgelesen und verwertet werden: Wie schnell man gefahren ist, mit welcher Drehzahl, wie oft ESP eingegriffen hat und vieles mehr. Mit Ausweitung der technischen Möglichkeiten befürchte ich die totale Überwachung. Vielleicht werden Fahrzeugnutzer, die häufig mit höheren Drehzahlen unterwegs sind, in Zukunft als Risikofahrer eingestuft? Und zahlen in Folge höhere Versicherungsprämien? Macht die „Überdrüber“-Technik ein Auto zum Datenkraken?

 

"Intelligente" Autos als Gefahr. Vor vielen Jahren haben "Linke" schon davor gewarnt. Jetzt ist dieser früher von der Durchschnittsbevölkerung herbeigesehnten "Fortschritt" da. Und jetzt erst erkennen sie auch die Gefahren.
© colourbox / Production Perig

Dieser Beitrag erschien erstmals im momag