Spiel mit Licht und Schatten

Von Daniela Rittmannsberger | Lesezeit ca. 5 Minuten

Kunst aus der Spraydose.

Pascal Gruber alias RoxS aus Waidhofen an der Ybbs verziert Leinwände und Gebäude mit einzigartigen Kunstwerken.

 

Wenn er die Dose schüttelt und das Geräusch der kleinen Kugeln darin hört, beginnt für ihn der künstlerische Prozess. RoxS steht konzentriert vor der Wand und sprüht die Farbe heraus. Jeder Strich muss passen – das ist ein gewisser Spannungsbogen, sagt er. Wenn er eine Idee im Kopf hat, geht es richtig schnell und ein Kunstwerk entsteht, von dem man kaum glauben mag, dass es aus einer Spraydose stammt.

 

Wenn er die Dose schüttelt, beginnt für ihn der künstlerische Prozess
© Daniela Rittmannsberger

Immer dranbleiben und weitermachen.


Strich um Strich

Das Malen und Zeichnen scheint Pascal Gruber in die Wiege gelegt. Bereits im Kindergartenalter verbringt er die Zeit zuhause meist zeichnend. In der Hauptschule beginnt er, Graffitis zu malen, tauscht sich in Foren aus und holt sich Infos auf YouTube. Sein erstes Graffiti sprüht er an die Garagenwand seiner Eltern. Parallel besucht er den künstlerischen Zweig im BORG Scheibbs, wo er unter Robert Kabas, Viktor Vas und Johann Schrottmaier die Grundkenntnisse der Malerei erlernt. Nach der Matura studiert er Sozialpädagogik, aber seine Kunst begleitet ihn all die Jahre.

 

Anfangs sprayt er Landschaften und futuristische Werke. Mittlerweile sind es vor allem Gesichter sowie geometrische und abstrakte Werke, die er erschafft. In der Zeit des Lockdowns widmet sich der 25-Jährige noch intensiver seiner Kunst und merkte selbst „arge Fortschritte“. Es entstehen viele Porträts in dieser Zeit, bei denen er mit Licht- und Schatteneffekten spielt. Was eine Herausforderung ist: „Schattierungen sind mit Bleistift leichter, da man radieren kann. Beim Sprayen ist der Strich da – und es muss passen.“ Er wendet aber unterschiedliche Techniken an. – So sprayt er beispielsweise mehrere Farbschichten übereinander und legt dann mit einer Spachtel Teile des Bildes wieder frei. Bei geometrischen Formen überklebt er so manche Fläche.

 


Von Waidhofen bis in die Schweiz

2016 tritt Pascal dem Künstlerstammtisch in Waidhofen an der Ybbs bei. 2017 wird er in die Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreich aufgenommen. Seit 2018 ist RoxS außerdem Mitglied der Kunstinitiative Amstetten (KIAM). Seine Kunst durfte er bereits im Schloss Schönbrunn, im Felsenmuseum im Burgenland, in der Alten Schieberkammer in Wien, in der Stadtgalerie Waidhofen an der Ybbs und in der KIAM-Galerie in Amstetten ausstellen. Außerdem ist er im Kunstbuch „Artedition 2020“ für Zeitgenössische Kunst im europäischen Raum vertreten.

»Kunst ist für mich Ausdruck

und die Vermittlung von Emotion.«

Das erste große Projekt des Künstlers ist die Skyline seiner Heimatstadt, die er an eine Wand sprayt. „Ich war richtig nervös, es hat mir aber viel Spaß gemacht. Ich finde es gut, dass die Stadt offen dafür ist“, sagt er. Und so darf er dort außerdem eine Wand im Alpenstadion verschönern und weitere Wände in Steinakirchen, Wien, Kleinpöchlarn, Deutschland und sogar in der Schweiz, wo seine Freundin lebt. Dorthin ist er immer mit dem Zug unterwegs und skizziert seine Ideen dann meist auf Zugtickets. Ideen sammelt der junge Künstler meist in der Nacht. Gesprayt wird aber nur tagsüber. Mit Musik im Hintergrund, filmt Pascal jedes Mal mit, wenn ein Kunstwerk entsteht; entweder in der Garage oder im Garten. Die fertigen Videos stellt er dann auf YouTube oder auf Facebook.

 

Frei zugänglich

Was Kunst für Pascal Gruber bedeutet? „Es ist für mich Ausdruck und die Vermittlung von Emotion. Kunst soll berührend sein.“ Streetart ist für ihn jene Kunst, die frei zugänglich ist. Verzierte Wände haben daher einen Einfluss auf die Öffentlichkeit und spricht auch junge Leute an, ist sich Pascal sicher. Dass er immer wieder auch Auftragsarbeiten bekommt, findet der junge Künstler gut: „So ist man gezwungen, sich mit anderen Sachen auseinanderzusetzen. Wenn man immer dasselbe macht, bleibt man irgendwann stehen.“

 

Pascals Traum ist es, eine eigene Ausstellung im Ausland gestalten zu dürfen – bisher waren seine Bilder Teil von Gruppenausstellungen. Und er wünscht sich, dass Streetart jene Anerkennung findet, die sie sich verdient: „Nur weil diese Kunst nicht in der Galerie hängt, ist sie nicht weniger Wert“, sagt er.

 

Für aufstrebende Künstler hat er einen Tipp: „Es ist gefährlich, wenn es einem zu langsam geht und man aufhört. Man muss immer dranbleiben und weitermachen. Und trotzdem darf man den Spaß an der Sache nicht verlieren.“

Dieser Beitrag erschien erstmals im momag