Von Mary Glaser | Lesezeit ca. 5:20 Minuten
VOLPONE oder „Geld macht sexy“. Den Alltag für kurze Zeit vergessen in einer Welt voller Theater und Musik. Lass dich überraschen, zu was Geld die Menschen fähig macht und genieße einen unvergesslichen Abend in einem tollen Ambiente.
Intendantin Christina Meister-Sedlinger lädt nach zwei erfolgreichen Inszenierungen bereits zum dritten Mal ins besondere Ambiente des Schlosses Wolfpassing ein. Die Auswahl ihrer Stücke spiegelt ihre Leidenschaft für österreichische Theaterliteratur und nach Schönherr (noch in Neubruck 2019) folgten bereits Bahr und Turrini in Wolfpassing. Heuer setzt sie auf Stefan Zweig und zeigt eine ganz andere Seite des eher ernsten Dichters: Mit seiner Bearbeitung des Urstücks von Ben Jonson bewies Zweig seine komödiantische Seite und setzte mit seinem Stück der Gesellschaft einen Spiegel vor.

Gemeinsam mit Regisseur Daniel Pascal ist es gelungen, eine durchaus schwarze Komödie mit Witz, Sarkasmus und einer köstlich „hinterfotzigen“ Art gekonnt auf die Bühne zu bringen. In dem 1606 geschriebenen Stück geht’s um Geld, Gier, Macht und Erbschleicherei – durchaus übertragbar in unsere Zeit!
Theatersommer Wolfpassing:
VOLPONE oder „Geld macht sexy“
Komödie von Stefan Zweig
nach Ben Jonson.
noch am 24., 25., 26.,
29., 30. August, 19.30 Uhr
und am 27. August, 18 Uhr
3261 Wolfpassing, Schloss
Von Habgier und Moral
Die Handlung bezieht sich auf die Tierfabel des schlauen Fuchs, welcher sich tot stellt, um Aasfresser anzulocken, die ihm so zur leichten Beute werden. Im Stück ist Volpone – „der Fuchs“ – ein habgieriger, reicher Venezianer, der mit seinen Freunden ein böses Spiel treibt und sie gegeneinander aufhetzt. Er spielt auf „sterbenskrank“ und lässt sich von seinen sogenannten Freunden Corbaccio, „die Krähe“ und Voltore, „der Geier“ reich beschenken. Dabei ist ihm jedes Mittel recht und er findet diebisches Vergnügen am Stiften von Verwirrung. Neid, Habgier und Arglist werden durch die gespielten Charaktere gekonnt offenbar. Der Kaufmann Corvino, „der Rabe“, legt dem Schwerkranken sogar seine junge Frau ins Bett. Lebefrau Canina, „die Hündin“, bietet sich gleich selber freiwillig an, mit ihm sein Bett zu teilen. Einzig der Diener von Volpone, „Schmeißfliege Mosca“, ist seinem Herrn an Hinterlist ebenbürtig.
Ein Wettstreit ums Erbe beginnt und den Kontrahenten sind dabei alle Mittel recht. Die Komödie zeigt, dass Zeit keine Rolle spielt, denn das Stück lässt sich auch ins Heute problemlos übertragen und legt dar, dass Geld die Welt regiert, welche Folgen der Missbrauch des Geldes hat und wie die Moral verloren geht.
»Ist es die Jagd nach dem Geld,
die die Menschen alle Moral vergessen lässt und das Leben als
unmenschlich erscheinen lässt?«
Aber geht es im Leben wirklich nur um Geld? Oder wäre für alle genug da, wenn Habgier und Macht nicht die Welt regierten? Wer hat die Macht in seinen Händen, sowohl früher als auch heute? Wer entscheidet und wer zieht die Fäden?
Hat das Geld am Ende nur so viel Stellenwert, wie man ihm gibt?
Wenn sich jeder auf seinen Bereich im Leben stützen würde, unter dem Motto „Schuster bleib bei deinen Leisten“, könnte es dann Habgier und Missgunst noch geben? Oder hat der Mensch am Ende verlernt, worum es im Leben geht? Ist es die Jagd nach dem Geld, die die Menschen alle Moral vergessen lässt und das Leben als unmenschlich erscheinen lässt?
Das Geld, das Geld vernarrt die Welt,
Ein Narr, der Geld für sich behält,
Ein Narr, der's leiht und liegen lässt,
Schön breit auf Zeit und Zinsen presst,
Und doppelt Narr, wer es verprasst,
Ein Narr, der's liebt, ein Narr, der's hasst!
Ach, wie man's tut, es ist nicht gut,
Ob man's verflucht, ob man's verehrt,
Wie man's versucht, es ist verkehrt.
Doch letztlich ist es der Mensch, der mit dem Geld handelt und es obliegt ihm selber, wie er damit umgeht. Die Frage stellt sich, ob sich die Menschheit im Laufe der Jahrhunderte verändert hat oder das Stück heute aktueller denn je ist?
modern, lustig und sehr turbulent
Schauspieler aus ganz Österreich vollbringen wahre Meisterleistungen und spielen teilweise sogar Doppelrollen. Die gespielten Tier-Charaktere zeigen auf, wozu Menschen fähig sind; dabei wird nichts beschönigt, sondern schonungslos ehrlich dargestellt. Mit viel Witz und Biss wird dem Zuschauer die Welt des Geldes und deren Missbrauch dargelegt.
»Der Kaufmann Corvino, „der Rabe“,
legt dem Schwerkranken sogar seine
junge Frau ins Bett.«
Die Musik wurde grandios vom Traumfänger-Duo Christoph Rabl (Klavier, Keyboard und Gesang) und Christina Gaismeier (Violine, Viola, Klangschalen) perfekt auf die Inszenierung abgestimmt komponiert und vor Ort live gespielt. Durch ihre Musikstücke werden die Handlung und die Figuren perfekt ins Rampenlicht gesetzt. Bei der Premiere gaben die begeisterten Besucher dem gesamten Ensemble Standing Ovations.
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Das denkmalgeschützte Barockschloss Wolfpassing,
inmitten einer wunderschönen Parkanlage, bietet das passende Ambiente für den Theatersommer. Normalerweise ist es nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Im nostalgischen Arkadenhof, in dem das Stück stattfindet, kann man das Flair des Schlosses perfekt genießen. Es weist eine lange Geschichte auf und war im 12. Jahrhundert im Besitz der Babenberger. In dieser Zeit tauchte auch erstmals der Name „Wolfpazing“ auf.