Eisenstraßen-Brautkrone

Von Gabi Schramel / Lesezeit ca. 4:44 Minuten

DIE „GOLDSPINNERIN“.

Liebe zum Detail, grenzenlose Fantasie, handwerkliches Geschick und eine nicht enden wollende Kreativität besitzt Sonja Raab aus Opponitz.

 

Krone Klosterschmuck
© Rainer Benatzky

Krone Klosterschmuck


Ist es Zufall oder ist es Bestimmung? Oft ergeben sich im Leben Dinge, die man nicht erklären kann. Wie sonst kommt man zu dem Hobby, Klosterarbeiten anzufertigen und in weiterer Folge zum Herstellen von Brautkronen?

 

Sonja Raab mit einer ihrer selbst angefertigten Brautkronen.
© Sonja Raab

Sonja Raab mit einer ihrer selbst angefertigten Brautkronen.



Das Leben zeigt dir, wenn Veränderung notwendig ist.

Durch Zufall und durch ihre Offenheit für etwas Neues hat Sonja in der Klosterarbeit ihre Berufung gefunden. Sie kann stundenlang dabeisitzen und ein und dasselbe Motiv binden. Die feinen Drähte werden fein säuberlich gewickelt, gebunden und gewunden. Mit Perlen und Kügelchen aus Glas entstehen wunderschöne Blüten, Blätter, Ranken in den verschiedensten Variationen.

 

 

„Oft dauert die Ideenfindung und die Frage, wie setze ich die Brautkrone handwerklich um, genau so lange, wie die endgültige Fertigung“, erzählt Sonja. In mühevoller Kleinarbeit werden ihre Objekte angefertigt. Zu Beginn war die Ratlosigkeit: „Wie gehe ich das an?“ Durch Tüfteln und Experimentieren entstand langsam ein Kronengerüst. Karton, Metall und Leder bilden den Grundstock, dann beginnt erst die richtige Arbeit.

 

»Die Goldspinnerei schmückt,
was anderen heilig ist.«


 

Vom Unterbau darf am Ende nichts mehr zu sehen sein. Die Krone wird benäht mit Blüten und Blättern, die der Klosterarbeit entstammen. Geschmückt wird die Krone mit vergoldeten und versilberten Drähten, Rosenkranzperlen, Glasperlen, Granatsteinchen, Stoffröschen und Spiegeln (gegen böse Geister) aus gewickelten Draht-Ornamenten und mit Perlenreihen umwickelten Borten.

 

Die „Hoch-Zeit“ ist die höchste Zeit im Leben

Begonnen hat alles mit einem Kurs für Klosterarbeiten. Sonja hat sich von erfahrenen Kursteilnehmerinnen Tipps geholt und gleichzeitig die Kritik einstecken müssen, dass bei Klosterarbeiten viel genauer gearbeitet werden muss, als sie das macht. Die Opponitzerin ließ sich dadurch aber nicht abschrecken, das Gegenteil war der Fall, ihr Interesse war geweckt. Das erste Bild, das sie verkaufen konnte, war der Grundstock für weitere Arbeiten. Mit diesem Geld hat sie Material gekauft und neue Ideen verwirklicht.

 

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Sonja Raab

Opponitz

📧 pottwal@gmx.at

🌐 www.goldspinnerei.at

Hochzeitskronen wurden von jungen Frauen an Festtagen getragen, am Tag der Heirat wurde die Krone das letzte Mal aufgesetzt und dann weitergegeben. Wenn eine Frau ledig verstorben ist, wurde ihr eine Totenkrone mit ins Grab gegeben, somit konnte sie, der Überlieferung nach, ihre Hochzeit im Himmel feiern. Wie wertvoll muss einem die Verstorbene gewesen sein, wenn man so ein Geschenk mit ins Grab gibt?

 

»Wenn man sich selbst heilig genug ist, kann man sich auch
'selbst krönen lassen.«

 


Eisenstraßen-Krone

Das aktuelle Projekt, an dem Sonja gerade arbeitet, ist die Eisenstraßen-Krone, welche die Eisenstraßen-Tracht ergänzt und vervollständigt. Stoffe mit wunderschönen Details aus der Tracht werden dabei verarbeitet. Viele einzelne Blüten und Blätter werden dafür angefertigt. Die silberfarbenen Drähte wurden patiniert, um den Glanz zu nehmen und eine für die Eisenstraße typische Wolfsmaulzange wird aufgenäht. Eine Krone steht bei Moden Landl in Hollenstein an der Ybbs in der Vitrine, dort kann man sie besichtigen und natürlich auch kaufen. Die Anfertigung dieser Krone dauert zirka drei Monate und kann bei Sonja Raab in Auftrag gegeben werden.

 

»In der Klosterarbeit wird nichts weggeworfen, es wird alles irgendwann verarbeitet.«

 

Madonna aus dem Internet

Zu jedem Relikt in der Werkstatt gibt es eine Geschichte. Eine wunderschöne Madonna liegt vor mir am Tisch, mit wunderbar farblich abgestimmten Verzierungen. Sonja hat sie im Internet entdeckt. Sie wird nun fertig geschmückt und durch einen Glassturz geschützt. Ihr neuer Platz wird in einem Bauernhaus sein, das seit 700 Jahren besteht. Dass sie einen „besonderen Draht“ zur Himmel-Muatta hat, das betont „Draht-Nerd“ Sonja immer wieder in unserem Gespräch. Jede Madonna wird von ihr hingebungsvoll verziert. Sonja wickelt und wickelt und wickelt Draht, stundenlang, sie schaut daneben Tatort und hört Psychothriller.

 

Schablonen und Maschinen, die ihr die Arbeit erleichtern würden, gibt es nicht am Markt. Daher hat ihr Mann ein Werkzeug gebaut, mit dem man rechteckige Borten herstellen kann. Der Vater hat ihr kurzerhand eine Drahtwickelmaschine gebaut, mit der sie gestanzte Metallblätter auf Draht fädeln und verzwirbeln kann.

 


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