Die Welt, Land und Leute in Bildern festhalten

Von Gerhard Stubauer | Lesezeit ca. 5:30 Minuten

LIZENZ ZUM NEUGIERIGSEIN.

Die Haagerin Daniela Weissensteiner vom Fotoklub St.Valentin im Porträt.

 

Die ersten Erfahrungen mit bildgebenden Medien machte Daniela Weissensteiner bei ihrer Arbeit als radiologisch-technische Assistentin im AKH Wien: Röntgenbilder. Schwarz-Weiß, manchmal sehr bedrückend. „Meine Leidenschaft für Fotografie begann mit meinen Kindern, mit einer analogen Konica Minolta 7000i“, erzählt die gebürtige Kärntnerin und Mutter von drei erwachsenen Kindern.

 

Daniela Weissensteiner in Action: hier mit ihrer Kamera im wunderschönen Mostviertel.



Standen vorerst Kinder- und Familienfotos im Vordergrund, wurde für Daniela aber bald die Reisefotografie zur Passion. Und immer häufiger regte sich auch eine Unzufriedenheit beim Betrachten der Bilder: „Oft gelang es mir nicht, das Gesehene vor Ort auch auf das Foto zu bringen“, erzählt sie. So wollte sie eine Verbesserung und suchte nach einer professionellen Ausbildung.

 

»Mein immerwährender Foto-Hotspot

bleibt das Mostviertel mit seiner vielfältigen Landschaft.«

 

Diese machte die Haagerin an der Prager Fotoschule Österreich (PFSÖ) im Schloss Weinberg, Kefermarkt; mittlerweile ist die PFSÖ in die Linzer Tabakfabrik umgezogen. „Für die erste Semestermappe war die erste Aufgabe eine tonale Lösung: die Fotografie eines weißen Eies auf unendlichem weißen Hintergrund in allen Tonwerten von weiß bis schwarz. Ein Projekt, welches mein Auge schulte. Es dauerte lange, bis ich zufrieden war“, erzählt sie begeistert über diese und viele weitere Aufgaben. Die Ausbildung – inkludierend Aufnahmetechniken, Bildkomposition, Kunstgeschichte, Ästhetik und Bildrechte – geht sehr stark Richtung Kunstfotografie. „Sehr vielschichtig und prägend.“ Auch dem Motto der Schule stimmt Daniela Weissensteiner, die Mitglied des St.Valentiner Fotoklubs ist, vollinhaltlich zu: „Ein Foto ist erst dann ein Foto, wenn man es in der Hand hält!“ (Zitat: Josef Puchner)

 

Regina Hirsch
© Daniela Weissensteiner

Regina Hirsch,

Mayr zu Adlberg, Edelhof.

vielfältig: Mir macht es Spaß Bäuerin zu sein.


Christa Hochwallner
© Daniela Weissensteiner

Christa Hochwallner, Reichhuber, Reichhub.

natürlich: Ich singe für mein Leben gern, am liebsten in unseren blühenden Apfelbäumen. Unsere Bio-Äpfel sind dadurch natürlich Spitze!


Karin Metz
© Daniela Weissensteiner

Karin Metz,

Heimbergerhof, Heimberg.

dankbar: Den kleinen Kürbiskern säen, zu beobachten wie er wächst, die Früchte zu ernten und dann mit innovativen Ideen und Begeisterung zu vermarkten. Das ist ganz meins!


W. Tomschi. Drei Generationen auf einer Bank sitzend
© Daniela Weissensteiner

Drei Generationen

vereint vor der Kamera von Daniela Weissensteiner.



Fotostory mit Haager Bäuerinnen

Mittlerweile hat sie viele Fotos gemacht, die in Photoshop und Lightroom entwickelt und schließlich auf FineArt-Papier oder auf andere Materialien gedruckt wurden. Eines davon war ein Foto-Projekt mit den Haager Bäuerinnen. „Die Frauen in ihrem Umfeld, bei ihrer Arbeit und in ihren Lebenswelten zu zeigen, war eine schöne Herausforderung und ein großartiges Projekt. Alle teilnehmenden Bäuerinnen waren mit ganzem Herzen dabei“, erzählt sie von diesem Projekt aus dem Jahr 2015. Die Konzeption und die Ausarbeitung der Fotos waren anspruchsvoll.

 

»Ein Foto ist erst dann ein Foto, wenn man es in der Hand hält.«

 

„Es sollte etwas Besonderes werden und deswegen habe ich mir viele Gedanken dazu gemacht.“ In Summe dauerte es vom Start bis zur Ausstellungseröffnung rund ein halbes Jahr. Während der Sommermonate wurden die großformatigen Kunstwerke in der Haager Apotheke am Haager Hauptplatz präsentiert und wurden somit von vielen Theatersommer-Besuchern wahrgenommen. Die Ausstellung ging danach auf Reisen nach Amstetten, auf die Bauernkammer St.Pölten, nach Gießhübl, in die HLW Haag und zu den Fototagen in Ried im Innkreis.

 

Street-Art-Fotos in Zentralasien

Mit Begeisterung spricht die Fotografin über die Reisefotografie. „Street-Fotografie ist meine richtige Leidenschaft und Stärke“, erzählt sie. Besonders die „-stan“-Länder in Zentralasien ziehen sie magisch an. „Man taucht in eine andere Welt ein und man weiß nie, was einen um die nächste Kurve erwartet. Da kann es schon mal sein, dass auf einmal hundert Kamele vor einem auftauchen. Es ist für uns Mitteleuropäer einfach eine unvorstellbare Welt, sehr rau, sehr einfach mit unendlich weiten, zaunlosen Landschaften“, schwärmt Daniela von Turkmenistan mit der weißen Hauptstadt Ashgabat. Beeindruckende Bilder von Land und Leuten hat sie in einem Video-Film zusammengefasst und unter anderem im Fotoklub präsentiert. Es gibt auch einen Kirgistan-Film. Ihre letzte Reise führte sie in die Mongolei, ebenfalls eine sehr beeindruckend weite Welt.

 

»Bildbearbeitung ist Handarbeit.«

„Mein immerwährender Foto-Hotspot bleibt aber das spannende, hügelige Mostviertel mit seiner vielfältigen Landschaft und den hier lebenden Menschen“, erzählt Daniela. 2019 machte sie eine Foto-Dokumentation über die Renovierung der Kirche in St.Michael am Bruckbach (St.Peter/Au). Das Ergebnis ist eine viele Seiten starke Darstellung über den Umbau. Aktuell beschäftigt sie sich mit einem Buch übers Mostviertel: „Ich möchte damit die Vielseitigkeit der Region durch das Jahr festhalten. Bin gerade dabei, ein Konzept für dieses Foto-Projekt zu erarbeiten.“

 

Speziell die "-stan"-Länder in Zentralasien haben es Daniela Weissensteiner angetan.



Anhalten und Geduld haben

Die professionelle Fotografie lebt noch. Auch in Zeiten der schnellen und oft lieblos gefertigten Handy-Fotos. In der Realität braucht es ein gutes Auge, gutes Licht, viel Zeit und Geduld, damit Fotos mit Tiefe entstehen. So wie es die Bilder der Fotografen Henri-Cartier Bresson oder Sebastiao Salgado zeigen – beide Fotografiemeister sind eine große Inspirationsquelle für Daniela Weissensteiner. „Die Fotografie“, erzählt sie abschließend, „hat es mir ermöglicht, Neues zu entdecken, Menschen kennenzulernen und anzuhalten, um die Welt rundum zu erfassen. Sie hat mir das ganz nahe Mostviertel erschlossen. Fotografie ist sozusagen die Lizenz zum Neugierigsein.“

Link:

www.fotoklub-sanktvalentin.com

Eine kunterbunte Truppe aller Altersklassen, die sich der Kunst oder besser gesagt der Freude am Lichtbild widmet.