Von Sonja Raab | Lesezeit ca. 5:30 Minuten
Der Waidhofner Verein VEMOG, rund um die Historikerin Eva Zankl, leistet vielfältige Arbeit im Bereich der geschichtlichen und archäologischen Erforschung historischer Vorgänge, bietet aber auch Biographien von bekannten und unbekannten Menschen aus der Region.
Eine Frau, die 1988 von Bayern nach Österreich gezogen ist, hat sich mit Leib und Seele der Mostviertler Geschichte verschrieben. Im Gespräch mit Eva Zankl ergibt eine Erzählung die nächste und schon ist man mittendrin in ihrem Forschungsfeld und versteht, worin die Begeisterung liegt, was den Verein VEMOG ausmacht und warum Geschichte überhaupt wichtig ist oder was sie heute noch bewirkt.
Es ist kein verstaubtes Heimatgetue, das sich so manche Partei hinter die Fahnen geschrieben hat, sondern echtes, herzliches, bewegendes, liebevolles Erforschen, ja fast schon kindliche Neugier, die die Mitglieder antreibt. „Ich höre gerne Geschichten, die ich noch nicht kenne“, sagt Eva Zankl, und sie meint nicht nur die Geschichte im Allgemeinen, sondern auch Lebensgeschichten aller Art.
»Die Geschichte könnte uns etwas lehren,
wenn wir das Wissen darum
verwenden würden.«
Sie ist vernetzt mit Wissenschaftlern und Historikern, Archäologen und anderen Vereinen: „Wenn es ein interessantes Thema gibt, dann ruft man die passenden Leute an und fragt, ob sie daran interessiert wären. Dann kommt zum Beispiel ein junger Archäologe mit einer Drohne und macht Luftbildaufnahmen, das Gebiet wird erkundet und erfasst, nach Scherbenhaufen und Abraumhalden abgesucht. Es werden 3D-Animationen erstellt, wie es früher ausgesehen haben könnte, wo man heute gar nichts mehr sieht mit dem freien Auge“. Und in einem Schauraum können Interessierte zum Beispiel Bilder von einer Burg sehen, die es heute in Konradsheim gar nicht mehr gibt, die aber einmal da war.
Zur Person:
Eva Zankl, ist 1961 in Bayern geboren und lebt seit 1988 in Österreich.Sie leitete das Bildungszentrum im Schloss Rothschild in Waidhofen/Y. und ist ausgebildete Historikerin
(Geschichte und Germanistik). 2015 hat sie als Obfrau den 2013 gegründeten Verein VEMOG übernommen und veranstaltet monatlich Vorträge zu interessanten Themen.
Lehren aus der Vergangenheit
„Geschichte ist ein Mittel, historische und geografische Themen zu hinterfragen, um zu verstehen, wie sie entstanden sind. Das Wissen um diese Geschichten verändert die Denkweise. Man ist plötzlich nicht mehr isoliert, sondern eingebunden in Generationen, geht somit verantwortungsvoll mit der Welt um. Wenn man dadurch zu sich selbst und zu seinen Wurzeln zurückfindet, hat sie auch große Auswirkungen im Hier und Jetzt“, erklärt sie. „Es gibt für alles im Leben eine Zeit. Die Dinge müssen reifen und man muss den richtigen Zeitpunkt abwarten, um Lehren daraus ziehen zu können.“
Auf der Homepage des Vereins findet man PDF-Dateien zu verschiedensten Themen, die man herunterladen kann. Von alten Ansichten des neuen Radweges im Ybbstal, bis hin zur Schatzkammer am Sonntagberg, von archäologischen Entdeckungen, verschwundenen Burgen, bis hin zu versunkenen Schiffen in Ardagger. Der Verein besteht derzeit aus etwa 80 Mitgliedern und hat mittlerweile drei Bücher publiziert.
„Mosaiksteine 1“ ist bereits vergriffen,
„Mosaiksteine 2“ noch im Stadtarchiv in Waidhofen an der Ybbs erhältlich, der dritte Teil
„Mostviertler Biographien“ ist im Buchhandel zu erwerben.
„Es ist wichtig, das Leben zu genießen.“
Seit Eva Zankl in Pension ist, digitalisiert sie historische Bücher und Zeitungen, um sie der Öffentlichkeit online zugänglich zu machen. „Es ist spannend, Berichte zu denselben Themen in verschiedenen historischen Zeitungen zu vergleichen“, erzählt sie. Die Berichterstattung war in wirtschaftlich und politisch unruhigen Zeiten sehr unterschiedlich. Im Moment arbeitet sie daran, die Broschüren „Amstettner Beiträge“ zu digitalisieren. Auch unter www.archiv-eisenwurzen.at kann man sich historische Zeitungen anschauen. Hier kann man als Interessierter Regionalgeschichte im besten Sinne auf niederschwellige Art, also leicht verständlich, erfahren. Spannend vermittelt, nicht verstaubt, auch Geschichten, nicht nur Geschichte.
»Das Wissen um die Geschichte
verändert die Denkweise.«
Wer sich selbst auf die Suche machen möchte, kann das im Waidhofner Stadtarchiv oder in den Online-Topotheken der Gemeinden machen, wo man für Beiträge und Artikel gutes Fotomaterial finden kann. Hier werden Urkunden und Bilder eingescannt und man hat einen guten Überblick. Zankl hält Vorträge und organisiert Ausflüge und Exkursionen, sie vernetzt und vermittelt, leitet Projekte und berät kostenlos Gemeinden, die eine Heimatchronik erstellen wollen. Sie holt Förderangebote ein, vernetzt mit Druckereien, Grafikbüros und dem Landesarchiv und unterstützt bei Förderungsansuchen.
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Infobox:
VEMOG – Verein zur Erforschung
der Mostviertler Geschichte
Möhringerstraße 11/2
3340 Waidhofen an der Ybbs
🌐 www.vemog.at |
Für einen Mitgliedsbeitrag von 10 Euro
wird man über Publikationen und Ausstellungen, Vorträge und aktuelle Tätigkeiten des Vereins VEMOG per Newsletter informiert.

Buchtipp:
MOSAIKSTEINE 3 –
Mostviertler Biographien
ISBN 978-3-903893-13-9
Die Themen des Vereins sind breit gefächert. Ob es um die Erschließung des Ybbstals durch die Eisenbahn, oder Einzelbiographien bekannter oder unbekannter Mostviertler und Mostviertlerinnen geht, um Stadtgeschichten oder Geheim-Protestantismus, das Römerkastell in Mauer Öhling oder die Zeller Hochbrücke. Alles ist Geschichte.