Von Michaela Auer | Lesezeit ca. 6 Minuten
IN MOORWELTEN EINTAUCHEN. Es ist, als betrete man einen anderen Planeten. So kraftvoll und auf seine einzigartige Weise extrem mystisch. Können wir sie für unsere nächsten Generationen erhalten?
Nur noch ein Bruchteil der ursprünglichen Moorlandschaften existiert in Österreich. Feuchtgebiete sind am meisten durch menschliche Eingriffe gefährdet. Vor Ewigkeiten – nach dem Ende der letzten Eiszeit – haben sich in Österreich die meisten Moore entwickelt. Gletscher hinterließen wasserstauende Untergründe und beim Abschmelzen viel Wasser. Auch das damalige Klima wirkte sich günstig auf die Moorbildung aus.
Heute ist alles anders. Vor allem die Entwässerung von Mooren für die landwirtschaftliche Nutzung sowie Fichtenaufforstungen haben dafür gesorgt, dass nur noch etwa ein Fünftel der einstigen Moorlandschaft existiert. Von den noch vorhandenen Moorflächen sind 90% sanierungsbedürftig. Hinzu kam der Abbau von Torf zum Brennen, als Blumenerde und zur Bodenverbesserung, als Einstreu oder auch Heiltorf. Und in jüngerer Zeit schließlich Tourismus und Verbauung.
»Jeder kann seinen Beitrag zur Moorerhaltung leisten,
kaufe zum Beispiel torffreie Blumenerde!«
Die Zerstörung von Moorflächen ist von den meisten Naturschutzgesetzen der Bundesländer verboten. Die Praxis zeigt aber, dass sie immer noch zerstört werden. Vor allem die Landwirtschaft entwässert nach wie vor Niedermoorwiesen, zum Beispiel auch im Waldviertel und im Alpenvorland. In alpinen Lagen fallen Moore dem Bau von Forststraßen und Tourismuseinrichtungen wie Skipisten und Golfplätzen zum Opfer. Und sogar in geschützten Mooren kommt es immer noch zu menschlichen Eingriffen wie bei der Neuanlage von Entwässerungsgräben oder der Eintiefung bestehender Gräben.
Moore in Niederösterreich
Sie sind also selten geworden, die Moore, vor allem im Raum der Ostalpen sind sie nur noch kleinflächig zu finden. Überaus wertvoll wären diese Lebensräume und irgendwie in Vergessenheit geraten scheinen sie. Doch wer genauer hinsieht, findet Reste alter Kulturlandschaften, die wieder zurück zum Ursprung dürfen. Renaturierung ist das große Stichwort. Zum Beispiel am Leckermoor in Hochreith bei Göstling an der Ybbs, das auf einem Hochtalboden auf 860m Seehöhe liegt, konnte durch das Engagement der Bundesforste ein Relikt der letzten Eiszeit durch Verbesserung der Moorhydrologie erhalten werden.
Wissenswertes über Fauna und Flora im „Leckermoos“
Die dortige Naturvermittlerin Monika Zettel erzählt: „Beim Leckermoor (ca. 25 Hektar Gesamtfläche) handelt es sich um ein Hochmoor mit einem Kern von ungefähr 9 Hektar.“ Übrigens ist es die Wasserversorgung, die bestimmt, um welchen ökologischen Typ von Moor es sich handelt: Niedermoore werden von Grund- und Oberflächenwasser versorgt, Hochmoore werden ausschließlich von Niederschlägen gespeist. Wer es im Sommer gerne kühl und feucht hat, spitze jetzt die Ohren! „Das Hochtal hier rund ums Leckermoor ist ein Kältepol, der sich durch Temperaturextreme auszeichnet. Die Jahresdurchschnittstemperatur im Gebiet beträgt rund 3,7 °C (im Jänner: -4,7 °C, im Juli 12,9 °C) der mittlere Jahresniederschlag liegt bei 2.320mm mit ausgeprägtem Sommermaximum. Damit zählt dieses Naturschutzgebiet zu den niederschlagsreichsten Gebieten Österreichs“, weiß die Naturliebhaberin.
»Die Praxis zeigt leider,
dass Moore heute immer noch zerstört werden.«
Bei der geführten Wanderung rund ums Leckermoor entdecken wir mit Moorführer Reinhard Leeb wahre Naturschätze! Das Knabenkraut, ein Orchideengewächs bei uns in freier Wildbahn! Natur- und Artenschutz liegen den Naturvermittlern hier sehr am Herzen. Besucherbetreuung und Umweltbildung werden groß geschrieben, geht es doch vorwiegend darum, diese geschützten Lebensräume für die folgenden Generationen zu erhalten. Der Erlebnispfad mit seinen 11 Stationen macht es spannend für Kinder und auch für Erwachsene. Der Schwebesteg führt in das Zentrum des Moores, wo uns Reinhard auch den rundblättrigen Sonnentau unter dem Steg zeigt. Sensationell, diese wunderschöne, so seltene Pflanze hautnah zu sehen.
Seltene Flora und Fauna
Naturkundler aus nah und fern wissen um die wertvollen Schätze, die das Leckermoor birgt, wie die Torfmoose oder den Hochmoor-Perlmuttfalter (wovon es in Niederösterreich gerade mal vier aktuelle Nachweise gibt). Auch der Randring-Perlmuttfalter, der zu den Eiszeitrelikten zählt, ist hier wieder zu finden. Sieben Libellen-Arten, die auf der roten Liste gefährdeter Tierarten stehen, wie der Hochmoor-Mosaikjungfer, sind hier ebenfalls heimisch.
gesponsert
Datenbox:
Wildnisgebiet & Leckermoor: www.wildnisgebiet.at
Tannermoor: www.moorerlebnis.com
Geführte Wanderung rund ums Hochmoor: jeden Montag, 10 Uhr und jeden Freitag, 15.30 Uhr
Monika Zettel: 📞 07484
25049
oder 📞 0664 73 000 548
Geführte Wanderungen
(Waldpädagogik & Waldbaden)
individuell buchbar im WALD- MÜHL- und MOSTVIERTEL bei:
Michaela
Auer: 📞 0680 31 192 34, www.herzüberkopf.at
Schaut man genauer hin, warum Moore so wichtig für uns sind, dann erfahren wir bei Elfi Grünstäudl aus Altmelon im Waldviertel viel Wissenswertes. Sie hat bis vor einigen Jahren noch selber mit ihrem Mann Torf als Heilmoor auf ihren Grundstücken in der Meloner Au im Waldviertler Hochland abgebaut und verkauft. „Jetzt darf sich mein Moor erholen und wieder zurück in seinen ursprünglichen, natürlichen Zustand kommen“, erzählt die Naturvermittlerin in Pension. Ihr Herz schlägt fürs Moor, sie hat sogar ein eigenes Märchen über die „Fuchtelmandln“ geschrieben.
Die Waldviertler Moorexpertin klärt gerne über die Funktionen von Mooren auf: „Sie helfen, als Wasserspeicher die Gefahren von Überschwemmungen und Flutkatastrophen zu minimieren. Sie sind auch ein effizienter Wasserfilter, fördern die Neubildung des Grundwassers und speisen Gewässer. Sie wirken kühlend auf das regionale Kleinklima, was an heißen Tagen ein Segen ist. Möchte man in die Vergangenheit blicken, sind Moore ein hoch interessantes Langzeitarchiv über Jahrtausende. Und Moorlandschaften sind natürlich wunderschön! Die unglaublich urige Wildnis zieht uns in Bann und lässt uns erholt aufatmen. Nicht zu vergessen: Es wachsen hier so viele heilsame Pflanzen.“

gesponsert
Infobox:
Moor-Erlebnis im Waldviertel: MELONER AU
Die Meloner Au im Waldviertler Hochland ist ein besonderes Naturschutzgebiet.
Es stellt einen Lebensraum für den Auerhahn, verschiedenste Kleintiere und selten gewordene Pflanzen dar. Zu entdecken gibt es urige Moorwelten, vorbei am Altmeloner Heilmoor und durch die
Fichtenbacher Au, an der Schwimmenden Brücke, dem Moorwächter und der Wolfsgrube werden wir staunen. Der Kopf wird gerne gefüttert, das naturliebende Herz darf sich an den Schätzen
dieser
einmaligen Gegend erfreuen.

24. Juni 2023: 14.30 bis ca. 17 Uhr
Treffpunkt Parkplatz Halterberg, Güterweg Richtung Dietrichsbach in 3925 Altmelon,
Moor-Wanderweg Nummer 77
(großteils kinderwagentauglich)
Keine Kosten (gefördert durch KLAR! Region Waldviertler Hochland)
Anmeldung:
Michaela Auer 📞 0680 31 192 34