Bogenbau-Kurse auf Burg Plankenstein

Von Sonja Raab | Lesezeit ca. 5.30 Minuten

DEN BOGEN SPANNEN: vom Handwerk zur Burg. Gerhard Wiesler nutzt das mittelalterliche Ambiente von Burg Plankenstein für seine 3-tägigen Kurse.

 

Ab dem Ende der letzten Eiszeit jagte der Mensch mit Pfeil und Bogen. Im Mittelalter erlebten die Bögen noch einmal eine Hochblüte. Auch während der Türkenbelagerung im Mostviertel hatten die Angreifer Bögen aus Horn, Holz und Sehne.

 

Burg Plankenstein bei Tag.
© Sonja Raab

Liebevoll und kreativ gestaltet, sitzt diese märchenhafte Burg inmitten von Hügeln und Wäldern und wacht über das Mostviertel.


Schon der erste Eindruck nach der Anreise ist gewaltig. Das Betreten der Burg Plankenstein bedeutet einzutauchen in eine Welt voller Wendeltreppen, verwinkelter Gänge, knarrender Holzböden, Terrassen, Zimmer, Türme und Säle. Die an jedem Tag in der Woche geöffnete Burgtaverne ist das Herz der Burg. Und gleich unterhalb der Taverne befindet sich die Burgkapelle, die sich für die nächsten drei Tage in eine Bogenbau-Werkstatt verwandelt. Gerhard Wiesler, hauptberuflicher Bogenbauer aus Puch bei Weiz in der Steiermark, unterrichtet hier den Bau eines traditionellen Holzbogens mit Handwerkzeugen.

 

Bogenbau bedeutet auch, Entscheidungen zu treffen. Die erste: Reiterbogen, Langbogen oder Recurvebogen? Gerhard erklärt die Unterschiede: „Der Langbogen ist ein traditioneller europäischer Bogen, der Recurvebogen hat den modernen Sportbogen als Vorbild, der Reiterbogen wurde von den Reitervölkern entlehnt“. Jeder Kursteilnehmer sucht sich einen passenden, vorbereiteten Bogen-Rohling aus. Die Dichte des Holzes ist ein Indikator für das Zuggewicht.

 

»Der Lohn der Anstrengung ist ein

zeitlos eleganter Holzbogen, wie ihn unsere Ahnen schon vor tausenden Jahren in Händen gehalten haben«

 

Nicht jedes Holz ist geeignet.

Und schon kommt die zweite Entscheidungs-Frage auf: Welches Holz? Durch Versuch und Irrtum wurde im Laufe der Geschichte herausgefunden, welche Hölzer verwendet werden können. „Es gibt einige wenige Weichhölzer, die geeignet sind und gut geeignete und nicht so gut geeignete Harthölzer“, erklärt Gerhard. Im Kurs baut jeder Teilnehmer in drei Tagen einen Holzbogen aus Manau-Holz. Es stammt aus Südamerika, Afrika oder Asien, bricht selten, lässt sich leicht bearbeiten und auch die Schussleistung ist hervorragend. Aber auch heimische Hölzer können einen guten Bogen hervorbringen: „Holunder oder Haselnuss werden oft nicht geschätzt, dabei sind es wunderbare Bogenhölzer.“

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Bogenbaukurse 2023:

GEA Akademie
3943 Schrems, gea@gea.at, 02853 76503, www.gea-waldviertler.at/akademie
19.–21. / 21.–23. / 24.–26. April

Burg Plankenstein
3242 Texingtal, office@burgplankenstein.at, 02755 7254, www.burgplankenstein.at
2.–4. / 4.–6. / 6.–8. Oktober

Mit unglaublicher Begeisterung und feinem Humor vermittelt Gerhard Fachwissen rund um handwerkliche Techniken, Werkzeuge, Geschichte, Pflegetipps, Körperhaltung oder Holzauswahl. Es scheint, als würde sich sein ganzes Leben ausnahmslos um Bögen drehen. Aber nach mehrmaligem Nachfragen gibt es neben Bogensport und Bogenbau zu Hause auch noch eine kleine Landwirtschaft und eine Walnuss-Plantage, um die er sich kümmert. Außerdem ist er Vater von drei Kindern und es sind immer viele Gäste am Hof. Nicht nur Kursbesucher, sondern auch Menschen die an der landwirtschaftlichen Arbeit interessiert sind.

 

Bogenbau-Kurs in der Kapelle der Burg Plankenstein.
© Sonja Raab

Hochkonzentriert wird im

stilvollen Ambiente der Burgkapelle gearbeitet.


Bogenbau-Kurs in der Burg Plankenstein
© Sonja Raab

Genauigkeit und Ruhe

sind für den Bogenbau unerlässlich.



Margit Wiesler ist im Team von „Wwoof Österreich“, einem Verein, der als Schnittstelle zwischen landwirtschaftlichen Betrieben und Menschen, die gerne einmal im Ausland auf einem Bauernhof mithelfen möchten, dient. So kommt es, dass auch Gerhard zum Beispiel in Australien „gewwoofert“ hat und andere Woofer am Hof zu Gast sind.

 

Es gibt nur eine Handvoll Holzbogenbauer in Österreich.

Während die Teilnehmer am zweiten Kurstag angenehm monotone Geräusche mit raspeln, feilen, schleifen, biegen und messen erzeugen, kommen unweigerlich Gedanken an prähistorische Zeiten auf. Wie lange brauchte man damals, um so einen Bogen herzustellen und wie anstrengend war es mit den damaligen Werkzeugen? Auch hier liefert Gerhard Antworten: „Wenn ein Mensch Erfahrung im Umgang mit prähistorischen Werkzeugen hat, kann man einen Bogen in ein bis zwei Tagen bauen. Die Hölzer wurden damals noch grün, also im frisch geernteten Zustand, bearbeitet, dann getrocknet und danach erst fertiggestellt.“

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Infobox:

Gerhard Wiesler, Holzbogenbau
Kurse für Lederbearbeitung, Verkauf von Bogenhölzern, Pfeilen und Armschützern.
8182 Puch bei Weiz; gerhard@meinbogen.at, 0660 81 886 10

www.meinbogen.at
Bogenbau Gerhard Wiesler auf Facebook

Foto © Sonja Raab

Mittlerweile stapeln sich die Holzspäne am Boden, einige Teilnehmer schwitzen, es ist körperlich anstrengend. Man braucht ein gutes Auge, Genauigkeit, aber auch ein Gefühl für das Holz, beziehungsweise den Bogen. Manchmal hilft Präzision alleine nicht weiter. Nun erkennt man bereits Griffe, Wurfarme, Sehnenkerben und die Formen der unterschiedlichen Bogenarten.

 

 

»Wer einen selbstgebauten Bogen besitzt,

gibt sich bei der restlichen Ausrüstung auch nicht mit Stangenware zufrieden.«

 

Am Abend bietet die Taverne ein üppiges Ritteressen für die müden Krieger und belohnt alle Anstrengungen mit Hausmannskost und internationalen Gerichten aus regionalen und saisonalen Produkten. Seit 2010 wird die Burg Plankenstein vom neuen Burgherrn Erich Podstatny liebevoll und beständig renoviert und erweitert. 50 Zimmer in unterschiedlichen Kategorien bieten unvergessliche Nächte im historischen Gemäuer, im gesamten Burg-Areal sind Hunde herzlich Willkommen. Wander- und Radwege in unmittelbarer Umgebung laden zur Erkundung.

 

Die fertigen Bögen
© Sonja Raab

Das Ergebnis des Bogenbau-Kurses kann sich sehen lassen.

Jeder Kursteilnehmer ist zufrieden.


Bogenschießen im Burggarten
© Sonja Raab

Schon am zweiten Kurstag können die Teilnehmer

ihre Bögen zum ersten Mal im Burggarten ausprobieren.



Ich habe schon öfter auf der Plankenstein übernachtet, es spukt leider nicht!

Einmal im Jahr unterrichtet Gerhard Wiesler auf Plankenstein, zweimal pro Jahr in der GEA-Akademie im Waldviertel. Aber man kann ihn auch privat buchen. Bis zu 10 Leute haben Platz in einem Kurs. Ideal auch für Firmen-Events.

 

Seine Frau Marion hat er ebenfalls mit dem Thema infiziert, sie veröffentlichte bereits ihren vierten historischen Roman, der einen Bogenbauer als Hauptfigur hat. Wie es dazu wohl gekommen ist?

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Buchtipp:

Der Bogen des Smertrios – vom Kelten, der loszog, die Sonne vom Himmel zu holen.
BoD Verlag,
ISBN: 9-783749-410255