Tabuthema Tod: Reden wir darüber, vor allem mit unseren Kindern!

Von Manuela Schauer | Lesezeit ca. 7:30 Minuten

Kinderzeichnung zum Thema Tod
© Georg Zierler

 

TRAUERCOACHING.

Der Tod geht uns alle an, und doch spricht keiner darüber. Martina Weber bricht das Schweigen und spricht offen und aus der Seele über dieses Thema.

 

Mit den Themen Energiekosten, Spritpreise, Kreditkonditionen, Lifestyle oder dem nächsten Urlaub können wir unseren Tag gut ausfüllen und darüber nachdenken, wie wir das alles meistern und planen. Aber was, wenn wir mit einem plötzlichen Verlust konfrontiert sind? Sind wir darauf vorbereitet? Wissen wir, wie wir selbst damit umgehen? Und was sagen wir den Kindern?

 

»Totschweigen kann jeder –
red’ ma drüber!«

 


„Die Oma ist eingeschlafen“ ist einer der meistgesagten Sätze – und der fatalste! Wie erklären wir dann den Kindern, dass einzuschlafen nicht immer „sterben“ heißt? Mit dem Thema Tod beschäftigen wir uns meist erst dann, wenn es zu spät ist – denn alles Unbekannte macht uns Angst. Und ganz besonders das Thema Sterben ist auf der Beliebtheitsskala der Gesprächsthemen ganz weit unten.

 

Was, ich sterbe auch?

Martina Weber hat jahrzehntelange Erfahrung und ist täglich damit konfrontiert, Angehörigen zu erklären, was gerade mit dem geliebten sterbenden Menschen passiert und wie man gerade Kindern erklärt, wie und vor allem, dass man sich verabschiedet. Denn eines ist fix: nur ein nicht gemachter Abschied schmerzt für immer.

 

gesponsert

Die vier
Phasen der Trauer

... und wie man damit umgehen kann

von Manuela Schauer,
psychologische Beraterin.

1. „Nicht wahrhaben wollen“

Der Tod eines geliebten Menschen reißt immer eine Lücke in unser Leben, mit Verzweiflung, Hilflosigkeit, Leugnung, nicht glauben wollen, Erstarrung, Apathie, zusammenbrechen. Diese Phase kann wenige Stunden bis mehrere Wochen dauern.

Trauernde brauchen gerade in der ersten Zeit neben Mitgefühl Unterstützung von Mitmenschen im Alltag, um diesen zu bewältigen.

2. „Aufbrechende Emotionen“

Gefühle kommen an die Oberfläche: Leid, Schmerz, Wut, Zorn, Traurigkeit, Angst. Hadern mit Gott: „Warum lässt er es zu, warum gerade dieser Mensch? Was habe ich getan und hätte ich was anders machen können?“ Fragen und Zweifel tun sich auf: „Was soll nur aus mir werden? Wie konntest du mir das antun? Warum erleide gerade ich diesen Verlust?“

Es ist wichtig, alle Gefühle zuzulassen und nicht zu unterdrücken. Eventuelle Konflikte, die jetzt hochkommen, sollen ausgesprochen werden – als Angehöriger können Sie unterstützen, indem Sie zuhören und Anteil nehmen.

3. „Suchen und sich trennen“

Auf jeden Verlust reagieren wir mit Suchen: nach Erinnerungen, gemeinsamen Orten. Innere Dialoge verursachen ein starkes Begegnungsgefühl. Das ist sehr schmerzlich, birgt aber auch was sehr Schönes. Je mehr gefunden wird, umso leichter fällt die Trennung vom Verstorbenen. Diese Suche lässt aber oft auch die Dunkelheit wieder aufkommen. Negative Gedanken kommen in dieser Phase häufig vor. Sie kann Wochen, Monate oder sogar Jahre in unterschiedlicher Intensität andauern.

Geben Sie dem Trauernden mit Geduld die Zeit, die benötigt wird. Nehmen Sie seine negativen Gedanken ernst und suchen Sie gegebenenfalls gemeinsam professionelle Hilfe auf.

4. „Neuer Selbst- und Weltbezug“

Nachdem man seinen Schmerz herausschreien, anklagen und Vorwürfe machen durfte, kehrt allmählich innere Ruhe und Frieden in die Seele zurück. Langsam erkennt man, dass das Leben weitergeht. Es kommt die Zeit, wo man wieder neue Pläne schmiedet. Der Trauerprozess hinterlässt Spuren, die Einstellung zum eigenen Leben hat sich verändert. Man blickt dankbar für das eigene Leben in die Zukunft. Eines ist gewiss: der Verstorbene bleibt immer ein Teil unseres Lebens und lebt in unseren Gedanken und Herzen immer weiter.

Unterstützen Sie den Trauernden bei allen positiven und schönen Erlebnissen und bestärken Sie jeden kleinen Schritt nach vorne. Der Trauerprozess ist bei jedem Menschen unterschiedlich – aber eines Tages kommt der Tag, wo alles ein bisschen leichter wird.


Kinderzeichnung zum Thema Tod
© Georg Zierler

 

Sie fragt: „Haben Sie schon einmal fünf Minuten investiert, um sich Gedanken über den eigenen Tod und die Wünsche diesbezüglich zu machen? Fünf Minuten? Wir haben durchschnittlich rund 44.000.000 Minuten Lebenszeit auf dieser Welt – und gerade diese fünf Minuten lohnen sich. Denn hiergeblieben ist noch niemand – auch wenn wir uns das innigst und sehnlichst wünschen.“ Es ist ein Schritt von hier nach dort, mit dem respektvoll umgegangen werden sollte. Weber sieht unseren Körper als „Gewand der Seele“, eine Art „Handschuh“. Die Seele schlüpft in diesen „Handschuh“ am Tag der Geburt und am Todestag verlässt die Seele das Gewand wieder. Der „Handschuh“ bleibt zurück als leblose Hülle. Wie ein vorübergehender Wohnort für die Seele. Bemühen wir uns also um diesen Wohnort.

 

Sag mir die Wahrheit!

Martina Weber hat schon Vieles erlebt und steht vielen Menschen auf ihrem letzten Weg bei. Viel Schmerz, aber auch sehr viel Berührendes erlebt sie jeden Tag. Was sind die Wünsche eines Sterbenden? Da sagt sie ganz klar: „Keiner von uns will alleine, mit Schmerzen oder im Ungewissen sterben.“ Die geliebten Menschen noch einmal sehen. Jeder darf und soll die Möglichkeit haben, sich zu verabschieden! Auch Kinder – man kann eine Verabschiedung nicht aufschieben oder nachholen.

 

»Eines Tages geht der Blick
wieder nach vorne.«

 

Der Gedanke, dass Kinder sich mit diesem Thema auseinandersetzen und die Oma nicht mehr so sehen, wie sie immer war, ist angsteinflößend. Lieber möchte man die Kinder davor bewahren und darüber schweigen, was gerade passiert. Aber warum verweigern wir ihnen die Verabschiedung? Aus Eigenschutz? Kinder verstehen alles genau richtig und können es viel besser verarbeiten als wir annehmen! Es gilt, ehrlich mit ihnen zu sprechen – desto besser können sie damit umgehen.

 

Psychologische Beratung
© Manuela Schauer

gesponsert

Psychologische Beratung:

Manuela Schauer,

📞 0664 28 639 28

📧 beratung.schauer@gmail.com

🌐 www.beratung-schauer.at


Verharmlosung oder Versuche, zu beschönigen, haben genau den gegenteiligen Effekt und lassen die Kinder mit großen Fragezeichen zurück. Somit beschäftigen sie sich noch mehr damit, weil sie genau spüren, dass man nicht die Wahrheit sagt. Großer Schmerz über den Verlust eines geliebten Menschen gehört dazu – denn nur durch diesen Schmerz und die Trauer kann etwas Neues entstehen und wir gehen wieder vorwärts.

 

Sterben ist doof.

„Oft scheitert es daran, dass wir keine kindgerechten Erklärungen parat haben – weil auch mit uns niemand darüber gesprochen hat und wir oft keinen passenden Zugang finden. Woher sollen unsere Kinder den Umgang mit Tod und Trauer lernen, wenn sie immer ferngehalten werden?“, sagt Martina. 

 

Martina Weber - Trauercoaching - für Kinder ab 6 Jahren
© Manuela Schauer

gesponsert

Trauercoaching:

Martina Weber

Vorträge, Seminare, Workshops zum Thema Tod und Trauer, präventiv und situativ, können alle ab 6 Jahren besuchen.

📞 0677 64 834 424

📧 martina.weber@trauercoaching.at

🌐 www.trauercoaching.at


»Alles Unbekannte macht uns Angst.«

 

Genau diesem Thema widmet sie sich in ihrem Trauercoaching. Dem Thema Raum geben, bevor ein Fall eintritt, vorab mit den Kindern darüber sprechen und sie sanft und verständlich heranführen, dass der Tod ein Teil des Lebens ist. Mit dem Motto „Sterben ist doof“ ist sie in Schulen unterwegs und hält Vorträge und Workshops. „Red ma drüber“ ist ihr Leitsatz.